Seit 1905 verbrachte Liebermann die Sommerwochen in Noordwijk. Scheveningen war ihm zu mondän geworden. Dünen, Strand und Meer waren auch im ruhigeren Noordwijk die bevorzugten Motive. – Liebermann hat sehr selten reine Landschaften geschaffen. Diese aber erinnern mit ihrer tiefen Horizontline und den imposanten Wolkenschauspielen dann häufig an das Vorbild Jacob van Ruisdaels aus dem 17. Jahrhundert. Auch in dem Gemälde von 1906, das mit einer Kaltnadelradierung von 1896 gleichsam vorbereitet wurde, spiegelt sich sein Erlebnis von Licht, Luft und Raum. Unter einem hohen, grauweiß bewölkten Himmel erstreckt sich eine Dünenlandschaft mit Wiesen und Weiden; gegliedert in ockrige, grüne und rötlich-braune Farbfelder. Schwarz-weiß gefleckte Kühe, eine Windmühle und der Kirchturm von Noordwijk akzentuieren das weite Flachland: »Alles Melancholische ist verschwunden«, schrieb Erich Hancke. »In der Empfindung ganz unromantisch, großartig wie Natur« (E. Hancke, Max Liebermann, Berlin 1923, S. 529). | Angelika Wesenberg
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