Mit Arbeiten bei der Ausmalung der Bremer Börse und der Ruhmeshalle des Zeughauses in Berlin begann Wilhelm Wiegmanns (1851–1920) Laufbahn als Historien- und Dekorationsmaler. 1886 begründete er mit dem Kaufmann August Wagner ein Atelier für Mosaikkunst. Nach aufwendigen Experimenten gelang es ihnen, eigene Mosaiksteinchen herzustellen: ein Novum in Deutschland, wo zum Zeitpunkt der Firmengründung Mosaike allenfalls aus Italien importiert wurden. Mit Wiegmanns Schwager, dem Ingenieur und Chemiker Friedrich Puhl, an ihrer Seite ging das Atelier 1889 in die Deutsche Glasmosaik-Anstalt (später Puhl & Wagner) über; im selben Jahr wurde das erste deutsche Mosaik hergestellt. Eine Kopie eines im Kunstgewerbemuseum zu Berlin befindlichen Mosaiks aus San Marco brachte der Firma 1891 einen ersten Auftrag ein; zahlreiche Aufträge für die Gestaltung von Fassaden und für Innenräume Berliner Kirchen, darunter die Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche, folgten.
Franz Wahrendorff porträtierte Wiegmann noch in den Jahren vor seiner Karriere als Mosaizist. Wohl dem Bildnis »Der Mann mit dem Schlapphut« von Frans Hals (Gemäldegalerie Alter Meister, Kassel) nachempfunden, zeigt er den Malerkollegen selbstbewußt mit schwarzem Schlapphut und dunklem Mantel, eine Zigarre lässig in der Hand. | Regina Freyberger
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