»Unter grauschwarzen Sturmwolken liegt tiefgrün verschattet der einsame Gebirgssee, umrahmt von starrem Gestein und rauher Heide. Ein Handelsmann mit seiner Kiepe, seinen Jungen zur Linken, keucht vor dem Ungewitter dahin, den Rosenkranz in der Hand. Der geängstigte Hund verkriecht sich unter dem Mantel seines Herrn. Doch während hier oben ein schweres Wetter grollt, liegt tief unten in sonniger Heiterkeit die weite ferne Ebene. Das Bild hat alles: Sturm und Stille, Bewegung, Schicksal, Erzählung, Sehnsucht« (K. J. Friedrich, Die Gemälde Ludwig Richters, Berlin 1937, S. 22). Im August 1838 wanderte Ludwig Richter durch das Riesengebirge, von der Spindlerbaude auf dem Kamm über die Hampelbaude nach Hirschberg. Unmittelbar danach entstanden eine Landschaftsstudie vom »Kleinen Teich« (Verbleib unbekannt) und mehrere Zeichnungen, darunter »Figurengruppe mit Handelsmann, Junge und Hund« (Kupferstich-Kabinett, Dresden), die er wenig später in sein Gemälde »Teich im Riesengebirge« übertrug. Diese großzügig angelegte, ins Düster-Dramatische gesteigerte Komposition ragt aus dem vorwiegend idyllisch gestimmten Werk Richters heraus. In einer für den Künstler ungewöhnlich frischen Art beschränkte er sich auf wenige groß gesehene Formen und verzichtete auf detailreiche Staffage. Mit der hier erreichten malerischen Qualität kommt Richter den realistischen Positionen der neueren deutschen Landschaftsmalerei nahe. Unverkennbar ist der Einfluß des Kolorismus der Düsseldorfer Schule. 1836 waren einige Werke dieser Schule erstmals in Dresden zu sehen. Richter zeigte sich vor allem von den ausgestellten Landschaften beeindruckt. Sie hätten ihm »ein Licht aufgesteckt über eine Betrachtungs- und Auffassungsweise der Natur, wofür ich gar sehr dankbar bin […] Anstatt auf Linien will ich zum Sommer mehr auf den Effekt, auf die Stimmungen der Natur achten« (zit. nach: H. J. Neidhardt, Ludwig Richter, Leipzig 1991, S. 54). | Birgit Verwiebe
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