»Sein Curtius, sein Gneist, sein Justi-Porträt«, faßte Max Liebermann 1922 im Nachruf auf Reinhold Lepsius zusammen, »sind ersten Rangs, Porträts eines Meisters« (Frankfurter Zeitung, 14.3.1922). Den bedeutenden klassischen Archäologen Ernst Ludwig Curtius (1814–1896) porträtierte Lepsius 1891 wohl ohne konkreten Auftrag. Schon als Kind hatte der Maler im Haus der Eltern den Antikenforscher als engen Freund seines Vaters, des Ägyptologen Carl Richard Lepsius, kennengelernt. Neben einer vorbereitenden ovalen Zeichnung auf Holz (verschollen) schuf er im selben Jahr zwei Ölbilder: Das größere verkaufte er an die Harvard University in Cambridge, Massachusetts, das kleinere gelangte 1908 als Schenkung in die Nationalgalerie. »Mein Porträt von Curtius ist mir besser gelungen als ich es überhaupt erwarten konnte«, schrieb Lepsius noch 1891 an seine spätere Frau Sabine (zit. nach: A. Dogerloh, Das Künstlerehepaar Lepsius, Berlin 2003, S. 162). In der Tat begründete gerade dieses Porträt, neben seinen Bildnissen vom Vater, in den 1890er Jahren den Ruhm des aufstrebenden Lenbach-Schülers. – Vgl. auch das Curtius-Bildnis von Max Koner (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 615). | Regina Freyberger
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