Nach seiner Ausbildung zum Landschaftsmaler an der Kopenhagener Akademie ließ sich Louis Gurlitt zunächst für einige Jahre in München nieder und schloß sich dem Künstlerkreis um Christian Morgenstern an. Später ging Gurlitt nach Düsseldorf, wo er unter anderem mit Andreas Achenbach bekannt wurde. 1844 brach der 32Jährige für zwei Jahre nach Italien auf. Dort empfing er bedeutende künstlerische Anregungen und befreundete sich mit Friedrich Hebbel. Nach seiner Rückkehr begegnete Gurlitt in Berlin Alexander von Humboldt, dessen Weltbeschreibung »Kosmos« ihn begeisterte und zu der Idee einer »malerischen Darstellung von Europa« inspirierte: »Ich würde am Nord Cap, wo die Natur im Eismeer erstarrt, anfangen und in einem Cyclus von großen Bildern die mannigfachen von Clima und sonstigen Verhältnissen bedingten Charaktere der Landschaften darstellen, in der Art wie Rottmann in München Italien und Griechenland behandelte«, schrieb der Maler 1847 an Hebbel (Louis Gurlitt, Ausst.-Kat., Hamburg 1997, S. 88). Nach Vermittlung durch Humboldt unterstützte König Friedrich Wilhelm IV. Gurlitts Idee eines dreißig Gemälde umfassenden Zyklus europäischer Landschaftsporträts. Infolge der Revolutionsereignisse 1848 wurde das Projekt jedoch nicht realisiert – für den Künstler eine bittere Enttäuschung.
Von seinen Italien-Eindrücken noch Jahre zehrend, malte Gurlitt auf seinem Anwesen in Nischwitz bei Wurzen diese Ansicht der Albaner Berge. Er zeigte das Bild 1850 auf der Berliner Akademieausstellung, wo es der Sammler Wagener erwarb. Von einer Anhöhe der Albaner Berge aus geht der Blick nach Südosten über Velletri zum Volskergebirge. Rechts erstreckt sich im warmen Sonnenlicht eine Ebene bis hin zu den Pontinischen Sümpfen und zum Meer, vor dem sich der Monte Circello erhebt. Die mächtige hoch aufragende Baumgruppe links im Vordergrund kontrastiert mit der sich weit ausdehnenden flachen Landschaft rechts. Ein fast wolkenloser sommerlicher Abendhimmel verleiht dem Bild heitere Stimmung. | Birgit Verwiebe
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