Das Schaf, so Lionel von Donop über Albert Heinrich Brendel 1896, »ist seine Spezialität und sein Ruhm. Er malt sie auf der Weide, […] wie sie die mageren Gräser knuspern, mit den munter hüpfenden Lämmern, er malt die heimziehende Herde, deren Weg eine dichte Staubwolke bezeichnet, […] er malt sie im Stall, dessen schwülen Dunst ein Sonnenstrahl durchgoldet, der durch die Thüröffnung fällt« (Albert Brendel, Ausst.-Kat., Berlin 1896, S. 4).
Brendel schuf das vorliegende Gemälde während seines zweiten Aufenthalts im Wald von Fontainebleau in der Nähe von Paris. Dort lebte und arbeitete er zwischen 1854 und 1870 in engem Kontakt mit anderen Künstlern der Schule von Barbizon, deren Naturauffassung und Kolorit ihn nachhaltig prägten. Der Rezensent der Gedächtnisausstellung in der Nationalgalerie resümierte 1896: »So gut wie in dieser französischen Periode hat er später nicht mehr gemalt« (Die Kunst für Alle, 11. Jg., 1895/96, S. 315). Inhaltlich stand Brendel insbesondere Charles Emile Jacque nahe, der 1854 noch in Barbizon weilte und Brendels Interesse an Schafen teilte. Jacque, der seinerseits von Millet beeinflußt war, schuf im Jahr 1857 ein ganz ähnlich angelegtes Gemälde eines Schafstalls (Metropolitan Museum of Art, New York, Inv.-Nr. 97.40), das Brendel vermutlich nur aus Studien kannte. Es ist allerdings davon auszugehen, daß beide Maler denselben Schafstall als reizvolles Motiv für ihre Kunst ins Auge faßten. »Seine Stallinterieurs«, so Donop, »gehören wohl zu dem malerisch Feinsten, was er geschaffen, das warme weiche Licht Ostade’scher Innenräume fluthtet in ihnen« (Albert Brendel, Ausst.-Kat. Berlin 1896, S. 4). | Regina Freyberger
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