Fritz Burger gehört zu den großen Porträtisten nach der Jahrhundertwende. Albert Gessler beschrieb ihn gar als »famos« (Die Kunst für Alle, 18. Jg., 1902/03, S. 115) und rühmte sein Gespür für lebendiges Kolorit und treffende Charakterisierung. Mitglieder aus dem Baseler, Münchner und Berliner Großbürgertum saßen ihm Modell, darunter der Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin und der Bildhauer Ludwig Manzel – letzterer auf dem Höhepunkt seiner Karriere 1912, im Jahr seiner Ernennung zum Präsidenten der Preußischen Akademie der Künste. Dennoch hat Burger weniger den Akademiepräsidenten als den Bildhauer Manzel dargestellt. Er zeigt ihn in selbstbewußter Pose, mit tatkräftig in die Seite gestemmten Händen und unprätentiösem Arbeitskittel, den Burger – fast ›non finito‹ – auf dem hellen Hintergrund umrissen hat. Mit hellgrünlichen Schatten, die an Munch und Hodler erinnern, konturiert Burger dabei Gesicht und Mantelfalten. Das Bild spiegelt treffend das Selbstverständnis Manzels als Künstler wieder, zu dessen Hauptwerken die Apostelfiguren im Berliner Dom, das Denkmal Heinrichs III. für den Reichstag und eine Skulpturengruppe um Friedrich I. für die Berliner Siegesallee zählen. | Regina Freyberger
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