Im Sommer 1877 arbeiteten Max Liebermann und Eugen Jettel, und wohl auch der mit beiden befreundete Thomas Herbst, gemeinsam in den Niederlanden. In der Umgebung von Dordrecht faszinierte sie eine Fleischerei, die Liebermann zu der Darstellung »Schlächterladen in Dordrecht« (1877, Kunstmuseum Bern) anregte. In lebendigem Kolorit zeigt das Bild die neben der Ladentheke aufgehängten Fleischstücke. Vermutlich entstand in diesem Zusammenhang auch diese Studie eines geschlachteten Kalbs von Thomas Herbst, die farblich kühner und in der Komposition prägnanter erscheint. Der gesamte Bildraum ist in einem dunklen Fleischton gehalten, erhellt nur von den gelben Partien des Tieres im Vordergrund und den beiden weißen Rechtecken der Fenster im Hintergrund. Der schräge Durchblick in einen angrenzenden Raum ist charakteristisch für die niederländische Genremalerei. Vielleicht kannte Herbst auch eine der vergleichbaren Darstellungen hängender Schlachttiere des von ihm hochverehrten Rembrandt: »Rembrandt, das war das Größte, o ja, aber man sollte nicht versuchen, in seine Nähe zu kommen. Es war gar nicht gemalt, es war Zauber« (zit. nach: F. Ahlers-Hestermann, Thomas Herbst, Hamburg 1986, S. 98). | Angelika Wesenberg
en