Georg Friedrich Kersting schloß sich, wie viele andere Künstler, als Freiwilliger im Kampf gegen Napoleon den Lützower Jägern an. Er nahm 1813 an der Schlacht an der Göhrde teil und mußte das Sterben einiger seiner Kameraden miterleben. Im Gedenken an sie malte er 1815 mit »Theodor Körner, Friedrich Friesen und Heinrich Hartmann auf Vorposten« eines seiner berühmtesten Bilder (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 327). Kersting hat sich selbst mehrfach in der Uniform eines Lützower Jägers dargestellt (vgl. die Zeichnung »Selbstbildnis mit Barett und Eisernem Kreuz« von 1815 sowie ein Gemälde von 1815/16, beide Werke in Privatbesitz; außerdem die Zeichnung »Kersting als Lützower Jäger in Ganzfigur« von 1814/15, Privatbesitz). Sechzehn Jahre nach den für ihn einschneidenden Erlebnissen entstand die kleinformatige Holztafel »Auf Vorposten«. Ein Lützower Jäger – vermutlich ebenfalls ein Selbstbildnis – hat liegend auf einer Anhöhe Posten bezogen. Sein Gesicht und das Gewehr sind unter dem Mantel halb verborgen, konzentriert blickt er in die Ferne. Das leuchtende Blau von Mantel und Barett könnte auf Freimaurertum anspielen (vgl. T. Zuchowski, Mensch und Landschaft bei Georg Friedrich Kersting, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Gesellschaftswissenschaftliche Reihe, 35. Jg., 1986, H. 3–4, S. 77 f.). Kerstings Begegnung mit ehemaligen Lützowschen Kameraden anläßlich der Dürerfeier in Nürnberg 1828 gab möglicherweise den Anstoß zu diesem Erinnerungsbild. | Birgit Verwiebe
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