Der Biedermeiermaler Adolf Senff blieb dem Klassizismus eng verbunden. In Rom hatte er sich Bertel Thorvaldsen angeschlossen, wie dieser nahm er in der Casa Buti Quartier. Er hat Thorvaldsen mehrfach gemalt und er hat eines seiner bekanntesten Reliefs, die »Nacht« von 1815, in Malerei überführt. Die plastische Vorlage bot ihm beruhigte, klar abgegrenzte Formen. Senff entwickelte dafür eine Farbgebung in wenigen delikaten Tönen: ein Olivgrün für das Gewand, dazu das Rotbraun der Flügel und der Eule vor dem sich nach oben hin verdunkelndem Violett des Nachthimmels. Im Zentrum der Darstellung stehen die beiden Kinder der Nacht, Schlaf und Tod, mit dem je charakteristischen Teint.
Die Nacht war ein zentrales Thema des frühen 19. Jahrhunderts, und gerade dieses Relief von Thorvaldsen wurde vielfach in der Architektur und im Kunsthandwerk kopiert. 1850/51 wiederholte auch Senff das Motiv noch einmal, diesmal zeigt er in Grisaillemalerei das Relief als Relief, umgeben von einem üppigen Blumengewinde (ehemals im Kaiser-Friedrich-Museum in Magdeburg, Kriegsverlust). Auf das romantische Gemälde nach einem klassizistischen Relief folgte eine Biedermeiermalerei mit klassizistischem Zitat. | Angelika Wesenberg
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