1858 schrieb die Verbindung für historische Kunst einen Wettbewerb aus, zu dem der bis dahin vor allem als Porträtist erfolgreiche Künstler Julius Scholtz den Entwurf »Gastmahl der Generäle Wallensteins« einsandte. Das Thema − Friedrich Schillers Dramentrilogie über den Feldherrn Wallenstein, »Die Piccolomini« (1799), 4. Akt, entnommen − hatte sich der Künstler selbst gestellt. Die figurenreiche, bewegte Szene zeigt in einem festlich erleuchteten Saal auf Schloß Eger das opulente Gastmahl des Grafen Terzky, bei dem die Generäle auf Wallenstein eingeschworen werden sollten. Scholtz schuf dabei nicht etwa eine idealisierende, allegorisch-philosophische Geschichtsdarstellung im Sinne der in Dresden verbreiteten neu-idealistischen Kunstauffassung, sondern ein von der zeitgenössischen Malerei Belgiens inspiriertes Sitten-Geschichtsbild mit individualisierten Charakterfiguren, das malerisch und koloristisch zudem in der Tradition der flämischen Malerei des 17. Jahrhunderts steht. Etwa gleichzeitig mit Carl von Piloty in München holte Scholtz damit den belgischen Realismus in die Dresdner Malerei – und dies mit Erfolg: Der eingesandte Entwurf wurde im August 1859 von der Generalversammlung der Verbindung für historische Kunst zur Ausführung bestimmt. Das 1862 vollendete, in mehreren deutschen Städten gezeigte und als Kupferstich verbreitete Gemälde begründete Scholtz’ Ruhm als Historienmaler. Für 6.300 Mark angekauft, wurde es gemäß der Satzung der Verbindung für historische Kunst verlost und fiel der Kunsthalle Karlsruhe zu, wo das Bild sich noch heute befindet. Der Entwurf wurde 1894 aus dem Nachlaß des Künstlers für die Nationalgalerie angekauft. Ein Kupferstich nach dem vollendeten Gemälde von Johann Kracker war als Vereinsblatt für den Schlesischen Kunstverein 1872/73 verbreitet. | Regina Freyberger
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