Die lebensgroßen Bildnisse von Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta (Inv.-Nr. A I 220) waren laut Katalog der Nationalgalerie ein »Geschenk des Rentiers Herrn Mühlberg 1876«, also zur Eröffnung des neuen Gebäudes gestiftet (vgl. Beschreibendes Verzeichniss der Kunstwerke in der Königlichen National-Galerie, Berlin 1876, S. 195). Sie hingen rechts und links der Tür zum ersten Ausstellungsgeschoß. Da es üblich, fast zwingend war, große, öffentliche Gebäude mit den Bildern der Herrschenden zu schmücken und die beiden Gemälde bereits 1872 und 1873 entstanden, scheint die Stiftung lange vereinbart gewesen zu sein. Der Stifter Otto von Mühlberg (geboren 1847) trat 1872 in das Auswärtige Amt ein; im gleichen Jahr ließ er sich eine repräsentative Villa in Potsdam bauen. Die Porträts für die Nationalgalerie gehörten gleichsam zum Aufbau seiner Karriere.
Kaiser Wilhelm I. (1797–1888) ist in ganzer Figur in Generalsuniform, mit zahlreichen Orden hochdekoriert, dargestellt, die Rechte mit den Handschuhen vor der Brust, in der ausgestreckten Linken der Helm mit Federbusch. Er scheint im Begriff, die Freitreppe des Potsdamer Stadtschlosses herunterzusteigen. Unten wartet ein Reitknecht mit dem Pferd, im Hintergrund sieht man die Kolonnade vor dem Park.
Die beiden Bildnisse wurden von Plockhorst mehrfach wiederholt. Ein Repliken-Paar, datiert 1875, mit halbrundem Abschluß, befand sich 2002 in der Galerie Neuse, Bremen. | Angelika Wesenberg
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