Das noch ungewohnte künstliche Licht in den nächtlichen Straßen führte nach 1900 zu vielfältigen malerischen Entdeckungen und ließ die Großstadt bei Nacht für viele Jahre ein Hauptmotiv der Maler sein. Besondere Effekte brachte Regenwetter mit sich. Unzählige Male stellte Ury die Spiegelungen der Straßenlaternen, der Reklamen und Autoscheinwerfer auf regennassen Straßen dar. Licht und der farbige Schimmer auf dem nassen Asphalt werden zum eigentlichen Darstellungsmotiv. Das Beige der frühen Ansicht ist hier durch eine helle, lebhafte Farbfläche aus gelben, roten und blauen Tönen ersetzt. Selbst noch der Gehsteig am rechten Rand des Bildes mit dem flanierenden Paar mit Regenschirm unter Straßenbäumen ist farbig erhellt. Vor allem diese modernen Nachtstücke machten Lesser Urys Kunst populär. Die Ansicht des Nollendorfplatzes bei Nacht wurde aus einem Fenster der vierten Etage des (im Zweiten Weltkrieg zerstörten) Hauses am Nollendorfplatz 1 gemalt, wo Ury von 1901 bis zu seinem Tode Wohnung und Atelier hatte. Im Hintergrund der Hochbahnhof Nollendorfplatz. | Angelika Wesenberg
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