Die grandiose Skizze eines im Schilf schlafenden Fauns entstand vermutlich im Zusammenhang mit Blechens frühem großformatigen Gemälde »Venusfest« (1828/29, ehemals Nationalgalerie, Kriegsverlust) oder aber auch mit seinen Entwürfen zum »Raub der Europa« (P. O. Rave, Karl Blechen, Berlin 1940, Kat.-Nr. 569). Zu sehen ist ein am Ufer lagernder Faun, umgeben von Schilf, Buschwerk und dichtstehenden Bäumen. Der Faun, der römische Gott der freien Natur und der Fruchtbarkeit, wurde, wie hier, meist als gehörntes, bocksbeiniges Mischwesen dargestellt. Mit dynamischem Pinselstrich hat Blechen den Körper des Waldgeistes in die ihn umschließende Pflanzenwelt eingebettet. Das Fabelwesen scheint gleichsam ein Teil der in gelben, braunen und grünen Farbklängen gegebenen Natur zu sein. Das Motiv erfreute sich im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit. Blechens Werk wurde zweimal wiederholt (Wallraf-Richartz-Museum, Köln; ehemals Sammlung Milster, Berlin). Arnold Böcklin schuf etwa 30 Jahre später mehrere Fassungen seiner Komposition »Pan im Schilf« (Museum Oskar Reinhart, Winterthur; Neue Pinakothek, München). | Birgit Verwiebe
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