Im Spätsommer 1882 weilte Fritz von Uhde erstmals in Holland. Er machte eine Badekur und er versuchte sich auf den Spuren Max Liebermanns, mit dem er seit 1880 befreundet war, in der Freilichtmalerei. Bereits nach wenigen Tagen berichtete er nach Hause: »Gestern war ein Leierkastenmann da, um den herum die Leute standen, kleine drollige Kinder tanzten miteinander um Erwachsene. Die Anzüge alle wunderbar, namentlich ein kleines Kind in rothem Kleid, schwarzen Strümpfen und weißer Haube, geradezu entzückend, dazu die niedrigen Hütten mit den alten Fenstern, alles im Sand versunken, der Fußhoch in den Straßen liegt« (zit. nach: Fritz von Uhde, Ausst.-Kat., Bremen 1999, S. 56).
Während der kommenden Wochen malte Uhde über zwanzig Studien von Kindern, die als Modelle leicht zu haben waren, und die ihm das Eigenartigste in diesem Dorfe zu sein schienen. Er malte sie im Freien, um sie gleich im richtigen Licht zu erfassen. Im Winter 1882/83 entstand im Münchner Atelier in enger Anlehnung an diese Studien das große Bild »Der Leierkastenmann kommt«. Uhde versetzte das Geschehen in jenen Hof hinter seinem Haus, wo er die Kinder gemalt hatte, und ließ den Leierkastenmann in der Ferne erscheinen. Das fertige Werk schenkte er 1884 Max Liebermann, dieser gab es später in die Hamburger Kunsthalle (dort noch heute). Im gleichen Winter 1883 versuchte Uhde auf einer kleinen Holztafel den ursprünglichen Eindruck, den Leierkastenmann mit den tanzenden Kindern, wiederzugeben, hatte doch mit diesem seine Geschichte der Freilichtmalerei begonnen. | Angelika Wesenberg
Leihgabe der Bundesepublik Deutschland
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