Seit 1861 war Victor Paul Mohn Meisterschüler im Landschaftsatelier von Ludwig Richter. Dessen »Genoveva in der Waldeinsamkeit« (1841, Hamburger Kunsthalle) dürfte den aufstrebenden Maler 1862 zu seinem Gemälde »Waldidyll« angeregt haben. In beinahe gespiegelter Komposition gibt Mohn eine junge Nymphe mit Blumenkranz im offenen Haar, deren Blöße ein rotes Tuch kaum bedeckt. Traute Eintracht mit der Natur, im narrativen Kontext von Märchen und Legende vorgetragen, ist Thema beider Bilder. Hier wie dort ist der Handlungsort ein ›locus amoenus‹: ein dichter Wald mit hohen Bäumen und kargen Felsen, mit einer saftig grünen Wiese am Ufer eines Baches und einzelnen, warmgelblichen Sonnenflecken. Der Wald als Ort der Gefahr und Wildnis spielt ins Beschaulich-Idyllische hinüber, selbst wenn Mohns Landschaft deutlicher denn als bei Richter der Bildtradition des Erhabenen verpflichtet ist. Noch zwanzig Jahre später schuf Mohn ganz ähnlich empfundene Landschaften für das Bilderbuch »Märchenstrauß für Kind und Haus« (Berlin, Stilke, 1882) und folgte damit Richters Spuren im Bereich der Märchenillustration. | Regina Freyberger
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