Diese Landschaft in bedeutendem Format wurde noch im Entstehungsjahr von der gerade gegründeten Nationalgalerie als ihr 43. Werk erworben. 1873 wurde das Bild für den deutschen Beitrag auf der Weltausstellung in Wien ausgewählt. Es war dort zusammen mit dem »Atelier des Künstlers« von Gustave Courbet (Musée d’Orsay, Paris) und den »Wolgatreidlern« von Ilja Repin (Russisches Museum, Sankt Petersburg) zu sehen, freilich auch unter viel akademischer Malerei. Der Gründungsdirektor der Nationalgalerie, Eduard Daege, war, wie damals häufig, selbst Maler und er kam wie Weber aus einer idealistischen Tradition. Weber hatte bei Johann Heinrich Schilbach in Darmstadt, am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main, später an der Düsseldorfer Akademie studiert. Er bildete selbst Landschafter aus und hatte vom König von Preußen dafür den Professorentitel erhalten.
Die Landschaften Webers sind bewußt komponiert: Dem geschlängelten Fluß antworten geschlängelte Wege; zwischen der nahen, bewaldeten Höhe rechts und der ferneren, helleren links entdeckt man eine Kapelle. Ein Fuhrwerk und ruhende Figuren dienen als Staffage. Es herrscht Harmonie von Linie, Form und Farbe. Im Nekrolog des 1873 plötzlich verstorbenen Malers heißt es: »Weber besaß eine ungemein phantasievolle, dichterische Auffassungsgabe; er schilderte die Natur nie, wie sie sich dem Auge in Wirklichkeit zeigt, sondern er malte sie, wie er sie geistig in sich aufgenommen, und strebte dabei nach möglichster Vollendung in Schönheit der Formen und Linien. Deßhalb hat er sich nie mit Veduten und Portraitlandschaften abgegeben, sondern er gehörte seinem innersten Wesen nach der stylistischen Richtung an, die in ihm einen ihrer besten Vertreter gefunden« (Kunstchronik, 9. Jg., 1873, Sp. 10). | Angelika Wesenberg
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