Das lichtvolle kleine Bild gehört zu den späten Werken Spitzwegs. Es zeigt im extrem steilen Hochformat, das die damals in der Münchner Kunst so beliebten Panoramen gleichsam in die Senkrechte dreht, einen Ausblick auf die Theresienwiese in München. Sie bildet die Kulisse für die Gestaltung eines Vorstadtidylls mit spielenden Kindern. Die Hauptfigur ist ein Junge, der geschickt seinen roten Drachen an einer langen Schnur führt. Ein geschlängelter Fußweg, auf dem sich eine Mutter mit ihren Kindern nähert, lenkt den Blick in die Tiefe des Raumes. Dort wird er von dem feinen Bindfaden aufgenommen, der schließlich das Auge des Betrachters zum oberen Bildrand leitet, wo, in der Weite des Himmels, das Papierspielzeug als optischer Zielpunkt erscheint. Diese vertikale Bewegungsrichtung kontrastiert mit der Horizontlinie der fernen Stadtsilhouette, die für Spitzweg überraschend getreulich wiedergegeben ist, mit dem Turm der Kirche Sankt Paul als ›point de vue‹. | Gerd-Helge Vogel
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