1830 weilte Carl Blechen im nordöstlich von Berlin gelegenen Eberswalde, einem der ersten Zentren der Metallverarbeitung in der Mark Brandenburg, um dort den Gesundbrunnen zu Neustadt-Eberswalde als Vorlage für einen Stich im Berliner Kalender des nachfolgenden Jahres festzuhalten. Während dieses Aufenthaltes zeichnete er mehrfach die damals hochmoderne Industrieanlage des Walzwerkes am Finowkanal. Die verschiedenen Ansichten der Gebäude von Eisenhammer, Messingwerk und Kupferhammer (P. O. Rave, Karl Blechen, Berlin 1940, Nr. 1804–1813) drücken Blechens besonderes Interesse an diesem Gegenstand aus. Die in den Zeichnungen prosaisch aufgenommene Industriewirklichkeit hat Blechen in seinem Ölbild nobilitiert und durch die Figuren im Vordergrund zugleich poetisiert. Während ein Angler am Finowkanal auf seinen Fang wartet, holen zwei Fischer ihre Netze ein. Mit dieser idyllischen Vordergrundszene greift Blechen auf Traditionen des 18. Jahrhunderts zurück. Dahinter erhebt sich die imposante Anlage des Walzwerkes. Dichter Rauch quillt aus den Schloten, verdunkelt den zartgelben Abendhimmel und hinterlässt grünschwarze Spiegelungen auf der Wasseroberfläche des Kanals. Wie in dem etwa gleichzeitig entstandenen Gemälde »Schlucht bei Amalfi« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 319/7) hat Blechen mit dieser Fabrikdarstellung die beginnende Industrialisierung thematisiert. Neben Christian Koesters bereits 1810 gemalter »Kupferdrahtzieherei Stauf mit Neu-Leiningen« (Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg) und Alfred Rethels 1834 entstandener »Harkortscher Fabrik« (Wilhelm Lehmbruck Museum, Duisburg) gehört Blechens Bild zu den frühesten Darstellungen von Industrieanlagen in der deutschen Malerei. | Birgit Verwiebe
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