Für die Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts besitzt der Sammler, Mäzen und Verfasser kunsttheoretischer Schriften Conrad Fiedler (1841–1895) eine kaum zu überschätzende Bedeutung. Besonders häufig wird sein Name im Zusammenhang mit dem Maler Hans von Marées und dem Bildhauer und Kunsttheoretiker Adolf Hildebrand genannt, denen er auf unterschiedliche Weise jahrzehntelang eng verbunden war. 1874 richteten sich die Freunde ein gemeinsames Atelier in dem alten Klosterbau von San Francesco di Paola bei Florenz ein, in dem Hildebrand nach Marées Weggang wohnen blieb. Fiedler weilte dort fast jährlich im Frühjahr. Hildebrand war es auch, der Fiedler Anfang der achtziger Jahre auf Hans Thoma aufmerksam machte. Nicht dessen Landschaften fanden beider Interesse, sondern die damaligen Bemühungen von Thoma um die Darstellung des Menschen im Raum. Fiedler wiederum betrachtete diese Arbeiten mit einem an Hildebrand und Marées geschulten Blick, wie an seinen Äußerungen zu den von ihm erworbenen Arbeiten abzulesen ist.
Der persönliche Kontakt zwischen Fiedler und Thoma begann im November 1884, als Thoma auf Einladung Fiedlers nach München kam, um ihn und Hildebrand zu porträtieren (vgl. H. Thode, Thoma, Stuttgart 1909, S. 221). Beide Bildnisse waren wenige Wochen später vollendet und gingen an den jeweils Dargestellten. Fiedler schrieb aus München: »Mein Porträt hat hier zwar nicht allenthalben Verständnis gefunden, wird aber doch von vielen sehr bewundert; mir selbst ist es täglich ein wertherer Besitz« (Briefwechsel Hans Thoma, Conrad Fiedler, Karlsruhe 1939, S 15). Eine lockere Beziehung setzte sich bis zu Fiedlers Tod 1895 in Briefen und bei wechselseitigen Besuchen fort. 1887 verbrachten Thoma, Hildebrand und Fiedler eine gemeinsame Zeit in Florenz, wovon zum Beispiel das Bild »Bogenschützen« aus der Sammlung Fiedler zeugt (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 776). | Angelika Wesenberg
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