Noch bevor Hans Makart ganz Wien mit seinen monumentalen Gemälden über die Opulenz der venezianischen Renaissance begeisterte, feierte der Berliner Maler Carl Ludwig Friedrich Becker die Epoche in prachtvollem Kolorit. Eine Reise nach Venedig im Jahr 1853 hatte ihm dafür die Anregung gegeben und gleichzeitig seine Sammelleidenschaft für venezianische Antiquitäten des 15. und 16. Jahrhunderts geweckt, die er als Anschauungsmaterial für seine Gemälde nutzte. Zurück in Berlin schuf er von Veronese beeinflußte historische Genrebilder, die er auch wegen der Neuheit des Themas erfolgreich in Deutschland und Amerika vertrieb. Karnevalsthemen erfreuten sich dabei besonderer Beliebtheit, wie auch die zur damaligen Zeit ebenfalls sehr populären Musikvariationen »Le Carnaval de Venise« (1864) von Jean-Baptiste Arban zeigen. Die Nationalgalerie erhielt mit der Sammlung Perl die »Venezianische Karnevalsszene« von 1873 und erwarb den heute verschollenen »Karneval beim Dogen von Venedig« von 1884. In dem erhaltenen Bild zeigt Becker in der Sala dell’Anticollegio im Dogenpalast eine noble Gesellschaft in prächtigen Gewändern, die sich von Maskierten in Kostümen der Commedia dell’arte unterhalten lassen. An der Rückwand ist Tintorettos »Bacchus und Ariadne« von 1578 zu sehen, daneben eine Variante von Tizians »Venus mit dem Orgelspieler«, eine Reverenz des Malers an den großen Meister der venezianischen Malerei. | Regina Freyberger
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