Die Klangplatte gehört mit zu den speziellen Kultgeräten, die in rituellen Handlungen des esoterischen Buddhismus ihre Verwendung finden. Während der rituellen Zeremonien sitzt der Priester in der Tempelhalle vor einem niedrigen Tisch, auf dem neben Wasser- und Weihrauchgefäßen verschiedene Kultgeräte nach einem bestimmten Schema, das ein Mandala symbolisiert, angeordnet sind. Dabei befindet sich die Klangplatte, welche an einem hölzernen Rahmengestell aufgehängt ist, auf der rechten Seite des Priesters. Sie wird mit einem Holzhämmerchen zum Klingen gebracht. Anfänglich aus China importiert, entwickelten japanische Handwerker während der Heian-Zeit die ersten japanischen Klangplatten. Die frühesten, in Japan hergestellten Klangplatten sind von einfacher geometrischer Form mit einem erhöhten zentralen Teil, der als Resonanzfläche dient. Während der späten Heian- und der frühen Kamakura-Zeit wurden vermehrt Sorgfalt und Fantasie für die äußere Form sowie für die aufwändige Behandlung des Oberflächendekors aufgebracht. Die klassische Form zeigt die Silhouette eines Berges, in dessen Mitte sich meist eine reliefierte, in Aufsicht gezeigte Lotosblüte oder zwei gegenständig angeordnete Pfauen befanden. Das vorliegende Exemplar gehört zu einer äußerst seltenen Gruppe von Klangplatten, die in der Form einer Lotosblüte gegossen wurden. Die Resonanzfläche ist als achtfach gelappte Samenkapsel geformt, wobei die Samen jeweils durch kreisrunde Gravierungen angedeutet sind. Jedes Blütenblatt ist definiert durch zwei parallel verlaufende Umrißlinien, die den Eindruck von plastischer Form erzeugen. Als eine der symbolträchtigsten Pflanzenarten im Buddhismus dient die Lotosblüte als Metapher für die erlangte Erleuchtung sowie als Symbol der Reinheit. Die Samenkapsel hat zudem eine glücksbringende Bedeutung.
E. Grosse
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