museum-digital
CTRL + Y
en
Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf Niederländische und flämische Malerei des 17. bis 19. Jahrhunderts [82/478]
Karl der Große als Gründer des Klosters Liesborn (Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Previous<- Next->

Karl der Große als Gründer des Klosters Liesborn

Contact Cite this page Data sheet (PDF) Canonical version (record) Calculate distance to your current location Mark for comparison Graph view

Description

Das Gemälde eines unbekannten westfälischen Meisters zeigt Karl den Große als Gründer des Klosters Liesborn

Im Juli 1834 wurde in Liesborn im Auftrag der Regierung in Münster ein Inventar der in der katholischen Pfarrkirche SS. Cosmas und Damian vorhandenen Gemälde aufgestellt. Erfasst wurde bei dieser Gelegenheit auch "Ein großes Gemälde, Karl den Großen vorstellend [...]. Er steht im kaiserlichen Ornate, das Zepter in der Rechten, den Reichsapfel auf einem Tische mit der Linken umfassend. Ein Engel steht ihm zur Seite, auf den Armen die alte Kloster- und Pfarrkirche zu Liesborn haltend." Mühelos lässt sich die im Inventar aufgeführte Darstellung "Carl(s) als Fundator der Abtei Liesborn" als das heute im Museum Abtei Liesborn ausgestellte Gemälde identifizieren. Das Bild, das die Wirren der Säkularisation und den schrittweisen Ausverkauf des Klosterinventars unbeschadet überstanden hat, ist weder signiert noch datiert. Stil und Machart sprechen für eine Entstehung zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als Abt Gregor Waltmann (1698 - 1739) das Kloster umfassend modernisierte, und lassen an Werke von Hermann Veltmann denken. Aus der Werkstatt dieses viel beschäftigten westfälischen Malers gingen 1702 und 1704 die beiden großen Gemälde für den Hochaltar der Pfarr- sowie der Klosterkirche in Liesborn hervor.

Die knappe Beschreibung von 1834 bedarf der Erläuterung. Vorwegzunehmen ist, dass die Vorstellung von Karl dem Großen (747 - 814) als Gründer des Klosters Liesborn erstmals im 1. Drittel des 14. Jahrhunderts begegnet. Zeitgenössische Quellen, die den König der Franken und späteren Kaiser als Fundator ausweisen, sind nicht bekannt. Ob nun die Gründung eines adeligen Damenstifts in Liesborn tatsächlich 799 mit Beteiligung Karls des Großen und Papst Leos III. stattfand, wie jüngst vorgeschlagen, oder ob die Stiftsgründung erst in der Zeit um 855 - unter Mitwirkung der Karolinger - erfolgte, wie quellenkritische historische Untersuchungen nahe legen, ist eine offene Frage und hier nicht zu erörtern, denn es geht um das Bild, das man sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Liesborn von Karl dem Großen machte. Dieses Bild ist im Detail durchaus ungewöhnlich.Obwohl Einhards (um 770 - 840) Karlsvita ebenso wie andere Beschreibungen der Person Karls in Editionen einschlägiger Quellenwerke des 16. und 17. Jahrhunderts in Liesborn als bekannt vorausgesetzt werden können, folgte der Maler anderen Traditionen und Konventionen. So ist Karl, von dem nicht bekannt ist, wie er tatsächlich ausgesehen hat, weder als alter Mann mit grauem Haar noch - wie seit dem 14. Jahrhundert vielfach üblich - mit einem zotteligen Vollbart dargestellt, sondern tritt als vergleichsweise junger miles christianus mit gestutztem Schnauz- und Backenbart in Erscheinung. Habitus, Physiognomie und Haartracht, besonders jedoch die auffallend geröteten Wangen lassen eher an die zwischen 1147 und 1186 verfasste Chronik des so genannten Pseudo-Turpin denken, die Karl unter anderem bräunliches Haar und ein rötliches Antlitz zuschreibt und ihn als feurigen Helden mit einer kräftig ausgebildeten Nase und funkelnden Löwenaugen charakterisiert.

Das Liesborner Karlsbild hat weder Ähnlichkeit mit Albrecht Dürers berühmten Idealporträt Karls des Großen im Krönungsornat (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum) von 1512 noch mit dem aus dem Kapitelsaal der ehemaligen Reichsabtei Werden bei Essen stammenden Idealbild Karls des Großen (Aachen, Rathaus) in ganzer Figur aus dem frühen 17. Jahrhundert, das die Kenntnis des Dürerbildes voraussetzt. Der im Auftrag der Liesborner Benediktiner tätige Maler hatte offenbar ein anderes Karlsbild vor Augen.

Material/Technique

Öl auf Leinwand

Measurements

HxB: 223 x 140 cm

Literature

  • Jutta Desel, Andrea Brockmann, Bennie Priddy, Andreas Priever (2011): Museum Abtei Liesborn - Museumsführer. Bielefeld
Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf

Object from: Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf

Das Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf befindet sich in der barocken Abtresidenz der ehemaligen Benediktinerabtei in Liesborn. Die...

Contact the institution

[Last update: ]

Usage and citation

The textual information presented here is free for non-commercial usage if the source is named. (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Please name as source not only the internet representation but also the name of the museum.
Rights for the images are shown below the large images (which are accessible by clicking on the smaller images). If nothing different is mentioned there the same regulation as for textual information applies.
Any commercial usage of text or image demands communication with the museum.