Spätgotischer Kastenschrank aus Fichte mit Sockel und mit Kranz samt Zinnen (fehlen teils). Die Seitenwände bestehen aus je einem Brett, die Vorderseite hingegen ist horizontal zweigeteilt in einen Sockelkasten bzw. einer geschlossene Wand in Rahmenbauweise und einen hohen Türteil mit einer Tür. Dekor aus Malerei überzieht die Wände und aus Flachschnitzereien den Sockel, den Kranz und den Rahmen des Türteils. Diesen Dekor prägen Blattranken und auf der Tür sowie an den seitlichen Kranzbrettern Wappendarstellungen. Während die Wappen der Kranzbretter Blütenbaummotive füllen, kennzeichnet das große gemalte Wappen auf der Tür Dompropst Balthasar von Neuenstadt. Malerei und Schnitzerei stehen in unmittelbarem Dialog. In der Gestaltung gibt es aber selbst zwischen den Flachschnitzereien Unterschiede: Während im Sockel und in den seitlichen Kranzbrettern der Hintergrund jeweils punziert wurde (am Sockel Sternpunzen, am Kranz konzentrische Kreise), ist der Hintergrund an den Türrahmen und am vorderen Kranzbrett schwarz gefärbt. Auch motivisch unterscheiden sich die Ranken leicht. Sie gehen folglich auf zwei Herstellungsprozesse zurück.
Der Schrank ist nur noch teilweise erhalten. Starke Umarbeitungen und Erneuerungen prägen den Sockelkasten bzw. die geschlossene Sockelwand der Vorderseite, die Rückwand (mittlere Ergänzung ist Zweitverwendung), die Rückwand des Sockelkastens, den Mittelboden (eingegratet), die Schlagleiste der Tür und das Schloss. Auf der Innenseite um den Türrahmen finden sich aufgedoppelte Leisten, um eine Glastür einzufügen (fehlt); der Schrank diente zwischenzeitlich gleich den Lucanus-Schränken (Inv.-Nrn. DS675 und DS676) als Vitrinenschrank, für diesen Zweck wurden auch Leisten für Zwischenböden schräg an die Seitenwände genagelt. Originale Teile des Schrankes sind die Tür mit Rahmen, Sockel, Kranz, Seitenwände, oberer Boden, Scharniere und der Metallgriff zum Aufziehen der Tür.
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