Arrangiert ist auf einer Tischplatte vor dunklem Hintergrund ein Stillleben mit einem Deckelhumpen, einem Pokal, einer Obstschale mit Äpfeln und Südfrüchten und - im Vordergrund - Austernschalen neben einem Stück Weißbrot. Das rechts angeschnittene weiße Tischtuch ebenso wie ein Blick auf die Rückseite zeigen deutlich, dass hier ein früher größeres Gemälde für den Keilrahmen sekundär beschnitten wurde. Auch die um den Keilrahmen umgelegte Leinwand ist bemalt - ein weiterer Hinweis auf die Verkleinerung. Es handelt sich hier wohl nicht um ein in Holland im 17. Jahrhundert gefertigtes Stillleben, auch wenn die dargestellten Humpen, Pokale und Schalen in die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts deuten.
Die holländischen Stillleben-Motive wurden als Raumdekoration für Fürstenhöfe überall in Europa bis weit über die Mitte des 18. Jahrhunderts nachgeahmt. Die unbezeichnete Malerei stammt aus einer solchen Sammlung, wie die wohl rückseitig aus dem frühen 18. Jahrhundert aufgemalte Nummerierung "N: 255" zeigt.
Die Beurteilung der Qualität ist angesichts der sekundären Veränderung des Formats und der stark nachgedunkelten und verschmutzten Firniss-Schicht unsicher. Rechts findet sich außerdem eine Knickfalte mit Fehlstellen in der Malerei. Für eine Entstehung in den Niederlanden scheint die Malerei zu hart, die Gegenstände zu wenig plastisch durchgearbeitet. (ib)
Aus der Wredowschen Zeichenschule und Kunstsammlung.
Literatur:
Vgl. Geerlings, Natalie: Blumen- und Früchtestilleben ausgewählter Künstlerinnen als Handels- und Sammlungsobjekte im 17. und 18. Jahrhundert in Europa, Diss. Universität Kiel 2006 (http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:gbv:8-diss-20266) [über den Handel mit Stillleben-Malerei v.a. S. 34-38]
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