Die Konflikte um die Herrschaft des Römischen Reiches im Vierkaiserjahr 193 n. Chr. spielten sich nicht nur in der Hauptstadt ab, sondern auch in den Provinzen; dort waren die römischen Truppen stationiert, welche den persönlichen Machtanspruch ihres jeweiligen Befehlshabers schlagkräftig unterstützen konnten. Pescennius Niger, Statthalter der Provinz Syria, wurde im April 193 n. Chr. von seinen Soldaten zum Kaiser ausgerufen. Auf seinen seltenen Münzen zeigt er sich im Porträt als erfahrener Befehlshaber mit militärisch kurzem Haar und tiefen Falten. Die Rückseite dieses Aureus ist der guten Hoffnung, der BONAE SPEI, gewidmet, die verdeutlichen sollte, dass mit dem neuen Kaiser, der in dieser Funktion Rom nie betreten hatte, eine neue bessere Zukunft anbrach. Doch Septimius Severus, Statthalter von Pannonien, machte Pescennius Niger diesen Anspruch streitig und besiegte ihn im März 194 n. Chr. Offenbar schon kurz zuvor hatte er dessen Münzstätte in Antiochia übernommen, zusammen mit den Stempelschneidern und Münzmotiven seines unterlegenen Rivalen. Die Personifikation der guten Hoffnung war nun Botschafterin auf den Münzen des Septimius Severus. Offenbar handelt es sich bei der Goldmünze aus dem Württembergischen Landesmuseum um einen späteren Abguss von einem Denar. Allerdings ist dieses Stück im Sammlungsinventar der Neuenstädter Herzöge vermerkt, weshalb davon auszugehen ist, dass es sich zumindest nicht um eine moderne Fälschung handelt, sondern um einen für die Geschichte und Zusammensetzung der herzoglichen Sammlung interessanten Guss, der vor 1710 angefertigt worden sein muss.
[Sonja Hommen]
Vorderseite: Kopf des Pescennius Niger mit Lorbeerkranz nach rechts.
Rückseite: Spes steht nach links, sie hält eine Blume in der rechten und rafft ihr Gewand mit der linken Hand.
de