Inv.-Nr.: Kos 733
Kleines Kreuz auf einem Sockel. Das Kreuz besteht aus zwei miteinander verzahnten schmalen Leisten. Die Schauseite ist nahezu flächendeckend mit beschnitzten Perlmuttplättchen beklebt. Im oberen Teil befindet sich die plastisch ausgearbeitete Darstellung des Gekreuzigten, die mit kleinen Nägeln fixiert ist. Die Enden des Kreuzes sind ausgespart, schwarz bemalt und mit stereotypen Darstellungen der vier Evangelisten verziert. Die untere Verlängerung des Kreuzes weist ein kleines Schmuckelement auf und zeigt darunter, ebenfalls auf einem schwarz bemalten Feld, die Darstellung der stehenden, trauernden Maria. Volutenartige Elemente sind an den Enden der Kreuzbalken und der unteren Verlängerung des Kreuzes angebracht. In den Winkeln der Kreuzbalken befinden sich als Strahlenkranz ausgearbeitete Elemente. Die Rückseite des Kreuzes ist mit rechtwinklig verzahnten Holzplättchen belegt, in die 14 kreisförmige, mittig durchbohrte Perlmuttplättchen eingelegt sind. Auf diesen befinden sich die Buchstaben STA sowie die Ziffern I-XIV eingeritzt zur Kennzeichnung der Kreuzwegstationen. Der Sockel ist aus Olivenholz ausgesägt, mit Voluten verziert und verjüngt sich nach oben hin. Die Schauseite ist mit beschnitzten, zusammengesetzten und auf das Holz geleimten Perlmuttplättchen belegt. Auf der Unterseite sind Reste weißer Farbe sichtbar und ein kleiner Nagel, mit dem das im Sockel verzapfte Kreuz gesichert ist. Unter den Standfüßen sind zwei rechteckige gelbe Samtflecken aufgeklebt. Auf der Schauseite des Sockels befindet sich im Zentrum, in einem leicht erhaben gearbeiteten, bogenförmigen Rahmen, ein Brustbild Marias in betender Haltung. Darüber die Darstellung des Heiligen Geistes in Form einer Taube. Beide Motive sind von volutenartigem Schnitzwerk umgeben. Das Kreuz und die folgenden vier Schmuckstücke sind typische Reisesouvenirs des 19. Jahrhunderts, die in großer Zahl für Besucher des Heiligen Landes hergestellt wurden und trotz ihrer schlichten Ausführung eine weite Verbreitung fanden. Die Gegenstände haben eine sehr lange Tradition und wurden u. a. von den Mönchen des Klosters vom Heiligen Grabe hergestellt. Die zur Gewinnung des Perlmutt verwendeten Muscheln (Pinctada suggillata, Pinctada margaritifera persica, Pinctada margaritifera erythraensis, Pinctada vulgaris od. fucata) stammten vom Persischen Golf und Roten Meer. Wegen ihrer relativ geringen Größe wurden sie häufig in ihrer gesamten Ausdehnung zu ovalen Schmückstücken verarbeitet, indem die konvexe Seite der Muschelschale beschnitzt wurde. Kleinere Stücke wurden zu größeren Formen wie dem hier vorgestellten Kreuz bis hin zu ganzen Altargarnituren zusammengeleimt. Die Ornamente zeigten eine einfache Gestaltung, die auf byzantinische Formen zurückging und im Verlauf der Jahrhunderte nur wenige Veränderungen erfuhr. (Schmitz, Claudia: Ethnographica in Braunschweig, hrsg. von Regine Marth (Sammlungskataloge des Herzog Anton Ulrich-Museums, Braunschweig; Bd. 19), Dresden 2016, S. 335, Kat. Nr. 495)
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