Mit verhülltem Haupt ist der heilige Hieronymus (347-420) über die Bibel gebeugt, das Kruzifix in der linken Hand. Die Darstellung des Heiligen als Halbfigur vor dunklem Hintergrund ist eine ausschnitthafte und minimalistische Variante des im 16. Jahrhundert üblichen Bildttypus des Hieronymus in der Studierstube. Im 17. Jahrhundert wird dieser Darstellungstyp auch in Italien sehr populär. Seine volle Entwicklung findet bei den Nachfolgern Michelangelo Caravaggios (1573-1610) in Neapel statt, so etwa bei Massimo Stanzione (1585-1656), Jusepe de Ribera (1591-1652) oder Artemisia Gentileschi (1593-1652). Auch der Autor dieser Hieronymusdarstellung, der niederländische Maler Anthonie Blocklandt, genannt van Montfoort, wird zur sogenennten "Italienischen Schule" gezählt.
Für das Koblenzer Gemälde galt lange die Zuschreibung von Hofstede de Groot an den flämischen Maler Frans Floris (1516-1570). 1989 schrieb Karl Johns den Koblenzer "heiligen Hieronymus" dem Schüler von Frans Floris zu, dem 1533 in Montfoort geborenen Maler Anthonie Blocklandt. Dieser hatte einige Jahre bei Franz Floris in Antwerpen die Malerlehre absolviert. Ab 1572 lernte Anthonie Blocklandt in Rom die italienischen Manieristen kennen. Wenig später kehrte Anthonie Blocklandt nach Montfoort zurück. Ab etwa 1577 ließ er in Utrecht nieder. Das Bild könnte demnach um 1580 entstanden sein.
Der heilige Hieronymus stammt aus dem Nachlass von Pater Lang und gehört somit zum Grundstock der heutigen Sammlung des Mittelrhein-Museums.
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