Die Granitstatuette zeigt einen knienden König beim Weinopfer. Das Nemes-Kopftuch und der dreiteilige Königsschurz sind ikonographische Merkmale, mit denen man den Dargestellten eindeutig als König identifizieren kann. In den beiden Händen hält er kugelförmige Weingefäße – die sogenannten nw-Töpfe, wobei der linke Unterarm zusammen mit dem nw-Topf weggebrochen ist. Auf dem vorderen Rand der Basisplatte, auf der der König kniet, ist eine hieroglyphische Inschrift zu erkennen. Sie lautet: „Der vollkommene Gott Cha-hetep-Ra, geliebt von Satet, der Herrin von Elephantine.“
Diese Kniefigur kam zuerst in unvollständigem Zustand in die Berliner Sammlung. Der vordere Teil der Basisplatte mit der Inschrift fehlte. Erst 1990 konnten zwei dazu gehörige Fragmente im Magazin des Bostoner Museum of Fine Arts identifiziert werden. Die Inschrift gibt uns Hinweise darauf, dass diese Statuette vom König Sebekhotep V. aus der 13. Dynastie für das Heiligtum der Göttin Satet auf der Insel Elephantine gestiftet wurde. Allerdings wurden die beiden Bostoner Fragmente in den Jahren 1913/14 von Georg Reisner in einem Cachette mit ägyptischen Statuen in einem Tumulus in Kerma ausgegraben. Vermutlich gelangten die für Elephantine angefertigte Statuette des Sobekhotep V. sowie andere ägyptische Statuen des späten Mittleren Reiches und der Zweiten Zwischenzeit als Kriegsbeute nach Kerma. Dort dienten sie wohl zur Machtdemonstration der lokalen Herrscher.
(I. Liao)
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