Ostrakon mit Darstellung eines Königs am Erscheinungsfenster, von dem aus er u. a. hohen Beamten „Ehrengold“ verlieh und Fest- oder Tributzüge beobachtete. In der Mittelszene beugt sich ein König, erkennbar an seinem Stirnuräus, über die Fensterbrüstung. Darunter ist das Zeichen des „Vereinigens der beiden Länder“ zu sehen, an dessen Seiten ein gefangener Libyer und Nubier gefesselt sind. Flankiert werden die beiden Register von jeweils drei kleineren. Die oberen beiden zeigen den Rechit-Vogel auf einem Korb. Der Kiebitz steht für alle Untertanen des Königs. Darunter ist der König mit Stirnuräus und Zeptern dargestellt. Die beiden unteren Register geben ebenfalls gefesselte Feinde wieder. Im linken sind es wohl zwei Asiaten. Aufgrund des Erhaltungszustands kann die Ethnie der beiden anderen Gefangenen nicht bestimmt werden. Auf der Rückseite des Ostrakons befindet sich eine Zeile hieroglyphischer Inschrift. Die Zeichnung wurde mit schwarzer Farbe ausgeführt, jedoch sind auch noch die in rot vorgenommenen Vorzeichnungen erkennbar. Kalkstein- oder Tonscherben waren ein beliebtes Material als Träger für Bilder oder Texte. Eine beträchtliche Anzahl Ostraka wurde in der Arbeitersiedlung Deir el-Medine gefunden, weshalb auch für dieses Exemplar eine derartige Herkunft angenommen werden darf.
(J. Jancziak)
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