Kriegsverherrlichendes Propagandagedicht in einem Brief von Karl Räder an seine Familie
"Kriegs-Weih-Nacht 1939"
Räder bezeichnet es angesichts des bereits begonnenen Krieges als "zeitgemäßes Weihnachtsgedicht"
Das Gedicht enthält zahlreiche Anwürfe gegen das Christentum. Mit dem Begriff der „Sonnwend-Weih-Nacht“ spielt er auf die „heidnisch-germanischen“ Bezüge des Festes an, die die Nationalsozialisten den kirchlichen Traditionen bewusst entgegensetzten. Dies zieht sich durch das ganze Gedicht. Wie in zahlreichen anderen Aufzeichnungen, polemisiert Räder auf diese Weise auch hier gegen christliche Werte und Traditionen.
Er verspottet den mit dem Weihnachtsfest verbundenen Gedanken vom Frieden, wie er in von der ganzen Christenheit gefeiert werde, wo es doch nun an der Zeit sei, sich „brutal zu wehren“, da die Briten, die er als "Heuchlervolk von frommen Teufeln" betitelt, Deutschland vernichten wollten. Diesem metaphorischen Teufels-Bild setzt er den Wunsch entgegen, dass ein Gott – sofern es ihn gebe – „Gericht“ halten und „sein Deutschland“ „zum Wohl der ganzen Menschheit leben“ lassen solle. Das christliche Motto „Geben ist seliger als nehmen“ wird letztlich auf die bedingungslose Unterstützung des Krieges reduziert, der „Glaube“ ist gleichbedeutend mit dem Glauben an den Sieg.
Zur Darlegung der Gegensätze zwischen Briten und Deutschen werden auch die Weihnachtsbräuche beider Länder bemüht, die sich in der Verwendung unterschiedlicher Pflanzen zeige: Hier die "deutsche" Tanne, die in einer auf die „Blut-und-Boden“-Rhetorik der Nazis zurückgreifenden Beschreibung dargestellt wird. Dort „in England drüben“ liebe man die Mistel, die vom „Blutsaft andrer lebt“. Die Mistel findet sich als Sinnbild einer „Schmarotzerpflanze“ in zahlreichen antisemitischen Schriften als Sinnbild für die Juden.
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