Rundflasche aus braunem Pressglas, Boden hochgewölbt, die Wandung in Reliefstruktur beschriftet mit: OSWALD NIER / NIMES MARSEILLE / BERLIN DRESDEN / LEIPZIG HAMBURG / BRESLAU STETTIN / KÖNIGSBG. I. POSEN / ROSTOCK HALLE / DANZIG CASSEL. Der Korken fehlt.
Die Flasche gehörte der 1876 in Dresden von Oswald Nier (1844–1902) gegründeten und nach ihm benannten Weinhandlung mit kombinierter Weinstube, in der auch einfache Speisen konsumiert werden konnten. Nier stammte aus der Nähe von Nimes. Seiner Familie gehörte ein kleines Weingut. In Deutschland baute er auf seine hervorragenden Produktkenntnisse und ein gutes Netzwerk bei der Etablierung als Weingroßhändler. Bald eröffnete er in zahllosen Städten Filialen, die auf dieser Flasche genannt sind. In Berlin lagen 1894 immerhin 28 der 46 Zentralgeschäfte und 300 der mehr als eintausend Filialen (s. Recherchen des Historikers Uwe Spiekermann im unten genannten Weblink). Gegen Pfand kamen dabei Flaschen diesen Typs zum Einsatz, deren Bezeichnung für die Garantie des Inhalts stand. Rote und Weiße Landweine, die Niers in Fässern von 600-700 Litern direkt aus seiner Herkunftregion importierte und in den Kelleranlagen der Hauptgeschäfte lagerte, wurden darin abgefüllt. Die Provenienz dieser Flasche ist unbekannt. [Verena Wasmuth]
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