Holzplastik „Unkel Bräsig“ von Hans Hubert Dietzsch, 1910. 51 x 21,5 x 21,5 cm. Die Plastik steht auf einem 6 cm hohen Holzsockel, im hinteren Teil die eingeschnittene Signatur „H. H. Dietzsch“. Wahrscheinlich angefertigt anlässlich des 100. Geburtstages von Fritz Reuter.
Reuters berühmteste, bekannteste und beliebteste literarische Gestalt ist zweifelsohne die Hauptfigur des Romans „Ut mine Stromtid“ – Unkel Bräsig.
Erstmals begegnet uns Bräsig 1855 in dem von Fritz Reuter herausgegebenen „Unterhaltungsblatt für beide Mecklenburg und Pommern“. Diesen Bräsig hatte Reuter sozusagen als Berichterstatter erfunden, der an den lieben „Herrn Gönner“ aus der Begüterung schreibt und allerlei Kuriositäten, viele merkwürdige Dinge aus dem lokalen und kirchlichen Leben sowie kritikwürdige Vorkommnisse aus der Begüterung des Grafen zu berichten weiß.
1861 erschien der Sammelband „Schurr Murr“, darin als drittes Stück „Die Abendteuer des Entspekter Bräsig“. Die einmal ins Leben gerufene Bräsig-Figur schien es Reuter wert zu sein, sie weiter auszugestalten. Von Beginn an zeichnete er sie als einen unverheiratet gebliebenen pensionierten Gutsinspektor, ausgestattet mit Humor und einer guten Beobachtungsgabe. Bräsig als eine in die Weltliteratur eingegangene Figur wird von Reuter als eine Seele von Mensch dargestellt, ein guter Geist, ein Helfer in der Not für viele. Dabei ist er stets guter Laune, versprüht Humor und versucht ausgleichend zu wirken. Durch seine markante Sprechweise Missingsch, eine Mischung aus Hoch und Platt, hat er bald die Herzen der Leser erobert.
Zwei Jahre nach „Schurr Murr“ erschien 1863 der erste Teil des „Stromtid“-Romans. Vieles übernahm Reuter von den Bräsig-Figuren aus den „Briefen“ und den „Abendteuern“. Doch schuf er nun mit der Hauptfigur eine neue, in sich geschlossene literarische Gestalt.
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