museum-digital
CTRL + Y
en
Landesmuseum Württemberg Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen Kunsthandwerk Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten – ein Erstcheck [1980-205 b]
https://bildarchiv.landesmuseum-stuttgart.de/P/Bildarchiv/66381/66381.jpg (Landesmuseum Württemberg CC BY-SA)
Provenance/Rights: Landesmuseum Württemberg / Landesmuseum Württemberg, P. Frankenstein / H. Zwietasch (CC BY-SA)
1 / 2 Previous<- Next->

Pilgerampulle

Contact Cite this page Data sheet (PDF) Canonical version (record) Calculate distance to your current location Mark for comparison Graph view

Description

Solch eine Pilgerampulle, die im 6./7. Jahrhundert in Palästina hergestellt wurde, galt dem Andenken an die Wallfahrt zu den bedeutenden christlichen Stätten des Heiligen Landes. Allein schon aufgrund ihrer Herkunft sagte man ihr besondere Kräfte nach. Durch einen Eingusstrichter konnten Flüssigkeiten aus der Pilgerstätte in die kleine Ampulle gegossen werden. Dank eines Lederbands konnte man sie bei sich tragen.
Das Fläschchen besteht aus zwei flachen Schalen, die mit Reliefs geschmückt sind. Dargestellt sind bekannte christliche Themen, teilweise mit bildlichen Ortshinweisen auf die mit den Ereignissen verbundenen Pilgerstätten in Jerusalem.
Auf der Hauptseite sieht man die Himmelfahrt Christi: Christus befindet sich im oberen Abschnitt mittig in der Mandorla, die von zwei Engeln getragen wird. Unter ihm steht Maria, umgeben von den 12 Aposteln. Das Bild wird durch eine Umschrift in griechischen Buchstaben eingerahmt: + ΕΜΜΑΝΟΥΗΛ ΜΕΘΗΜω Ν Ο ΘΕωC („Emmanuel, Gott ist mit uns“).
Auf der Rückseite ist die Kreuzigung Christi auf dem Berg Golgatha zu sehen, darunter ist das Grab Christi dargestellt. Die Giebelarchitektur dokumentiert den Zustand des Heiligen Grabes im 6./7. Jahrhundert.

Die Ampulle wurde gemeinsam mit einem zweiten vergleichbaren Objekt im Jahr 1980 im deutschen Kunsthandel erworben. Nach Angaben des einstigen Verkäufers stammten beide Objekte aus Ägypten. Wo und bis wann sie sich dort befanden, ist nicht bekannt. Da sich vergleichbare Ampullen insbesondere in Kirchenschätzen erhalten haben, scheint auch für diese beiden Objekte eine entsprechende Herkunft wahrscheinlich. Möglicherweise wurden sie von christlichen Pilgern an eine Kirche im heutigen Ägypten gestiftet. Wie sie aus einem solchen Kirchenschatz in den Kunsthandel gelangt sind, muss allerdings derzeit offenbleiben.

Ägypten war von 1517 bis 1798 und von 1801 bis 1914 Teil des Osmanischen Reichs. Von 1798 bis 1801 stand es unter französischer Kolonialherrschaft und von 1914 bis zu seiner Unabhängigkeit im Jahr 1922 unter der Kolonialherrschaft Großbritanniens.

Die Erforschung des kolonialen Kontextes dieses Objekts erfolgte im Rahmen des Projekts „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten – ein Erstcheck“, das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) gefördert wurde.

[Ingrid-Sibylle Hoffmann]

Inscription

+ ΕΛΑΙΟΝ ΞΥΛΟΥ ZωΗC ΤωΝ ΑΓ ΤΟΠωΝ /
ANECTI O KC

Material/Technique

Lötzinn, Gusstechnik, Löten

Measurements

Height
5,8 cm
Diameter
4,3 cm

Detailed description

Eingangsdatum: 12.11.1980

Literature

  • André Grabar (1958): Ampoules de Terre Sainte (Monza - Bobbio). Paris, S. 56
  • Bruno Reudenbach (2014): Holy Places and their Relics. Turnhout, S. 204
  • Bruno Reudenbach (2014): Holy Places and their Relics. Turnhout
  • Christoph Stiegemann (2009): Für Königtum und Himmelreich 1000 Jahre Bischof Meinwerk von Paderborn; Katalog zur Jubiläumsausstellung im Museum in der Kaiserpfalz und im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn 2009/2010. Regensburg, S. 231
  • Hendrik Budde, Andreas Nachama (Hrsg.) ([1995]): Die Reise nach Jerusalem eine kulturhistorische Exkursion in die Stadt der Städte, 3000 Jahre Davidsstadt; eine Ausstellung der 9. Jüdischen Kulturtage in der Großen Orangerie, Schloß Charlottenburg Berlin; [22. November 1995 bis 29. Februar 1996]. Berlin, S. 167-168
  • Josef Engemann (1973): Palästinensische Pilgerampullen im F.J. Dölger-Institut in Bonn. , S. 5-27
  • Jürgen Krüger (2000): Die Grabeskirche zu Jerusalem Geschichte, Gestalt, Bedeutung. Regensburg, Abb. S. 68
  • K. Weitzmann (1974): "Loca Sancta" and the Representational Arts of Palestine. Washington, S. 31-55
  • Liselotte Kötzsche-Breitenbuch (1984): Pilgerandenken aus dem Heiligen Land. , S. 229-246 Abb. Taf. 25-27
  • Mabi Angar; Claudia Sode (2009): Byzanz Ein Schnellkurs. Köln, S. 89
  • Mario D'Onofrio (Hrsg.) (1999): Romei & Giubilei il pellegrinaggio medievale a San Pietro (350 - 1350); [Roma, Palazzo Venezia, 29 ottobre 1999 - 26 febbraio 2000]. Milano, Nr. 55-56
  • Michael Branst, Arne Effenberger (Hrsg.) (1998): Byzanz die Macht der Bilder; Katalog zur Ausstellung im Dom-Museum Hildesheim. Hildesheim, Nr. 14-15
  • Pohle, Frank; Brink, Peter van den (2014): Karl der Große - Charlemagne : [Macht, Kunst, Schätze; 3 Ausstellungen in Aachen 20.6. - 21.9.2014] /. Dresden
  • Susanne Lanwerd (2003): Der Kanon und die Sinne Religionsästhetik als akademische Disziplin. Luxemburg, S. 84
  • Sylvia Hahn, Hans Jürgen Arnold (2005): Kreuz und Kruzifix - Zeichen und Bild anlässlich der Ausstellung Kreuz und Kruzifix, Zeichen und Bild im Diözesanmuseum Freising, 20. Februar bis 3. Oktober 2005. Lindenberg im Allgäu, S. 375 Nr. II.5.1-2
  • Ulrich Kuder (1997): Die Konstanzer Christusscheibe. Friedrichshafen, Abb. 51
  • Wolfgang Dreßen (Hrsg.) (2003): Ex oriente: Isaak und der weiße Elefant Bagdad - Jerusalem - Aachen; eine Reise durch drei Kulturen um 800 und heute. Aachen, S. 93
  • Württembergisches Landesmuseum Stuttgart. [Katalogtexte: Heribert Meurer ...] (1985): Christus im Leiden Kruzifixe, Passionsdarstellungen aus 800 Jahren; [Katalog zur Ausstellung im Württembergischen Landesmuseum Stuttgart, 4. Oktober 1985 bis 6.Januar 1986]. Ulm, S. 22-23
Map
Landesmuseum Württemberg

Object from: Landesmuseum Württemberg

Das Landesmuseum Württemberg ist eines der größten kulturhistorischen Museen in Deutschland. Auf Beschluss von König Wilhelm I. wurde es am 17. Juni...

Contact the institution

[Last update: ]

Usage and citation

The material might be used freely (and even altered) if the attribution is given. Rights status has to be kept as it is in case of distribution.