Original: Deutsch
Speyer, den 2.Mai 1934
Herrn Civilingenieur L. E. Antz, Berlin-Friedenau, Stubenrauchstr. 55.
Sehr geehrter Herr Antz!
Aus Berlin wurde mir von der Notgemeinschaft der deutschen Wissen-
schaft Ihr in der B.Z. am Mittag Nr. 94 vom 19.4.34 veröffentlichter Auf-
satz: "Der entschleierte Brunoldesstuhl/Bergwerk, Observatorium und Heilig-
tum" sowie die Nr. 16 der Illustrierten Zeitung mit der Versuch einer Re- konstruktion der Felsenanlage nebst kurzem Text mit Bemerken,die Notge-
meinschaft möchte mit offensichtlich phantastischen Deutungen nicht in
Zusammenhang gebracht werden, zur Aeusserung zugeschickt.
Als wissenschaftlicher Leiter der Ausgrabungen fühle ich mich ver-
pflichtet, auch Ihnen meine Stellungnahme in dieser Angelegenheit mitzu-
teilen.
Zu Abschnitt 1 und 2. Zu Ihren geheimnisvollen Urkunden und Fest-
stellungen kann die Fachwissenschaft nicht Stellung nehmen, solange Sie
dieselben nicht veröffentlicht haben. Auf Grund Ihrer weiteren Veröffent-
lichung wird man aber in weiten Kreisen Ihren Ausführungen mit grossem
Misstrauen gegenüber stehen.
Zu Abschmitt 3. Eine bis zu 2o m Höhe aufstrebende mächtige Felsen-
halle ist nicht vorhanden. Holzkohlen wurden nur in ganz geringer Menge
besonders in einer dünnen Kulturschicht gefunden, die eine Broncenadel
aus der Zeit um 1ooo v. Chr. enthielt und mit der Felsenanlage nicht das
geringste zu tum hat. Ihre Angabe, dass sich hier römische und mittelal-
terliche Gefässtrümmer fanden, entspricht nicht der Wahrheit. Es fand sich
nur ein datierbares Gefässbodenstück aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Eben-
so unzutreffend ist ihre Behauptung, dass sich ausgeglühte Eisenteile
fanden. Es fanden sich nur verrostete Eisenwerkzeuge und zwar Eisenkeile,Eisenhammer, Zweispitz und ein Waldmesser. Dass es fast ausschliesslich Steinbruchwerkzeuge sind, verschweigen Sie, on mit oder ohne Wissen ent-
zieht sich meiner Kenntnis. Wie Ihre Vorraussetzungen so sind auch Ihre Schlussfolgerungen falsch. Das bisherige Ergebnis der Grabung hat meine
Annahme, dass es sich um einen römisch-germanischen Steinbruch handelt,
in vollem Umfang bestätigt. Für Ihre Annahme, die Felsen seien zu Kult-
zwecken bearbeitet worden, hat die Grabung nicht die geringste Bestäti-
gung gebracht. Alles was Sie in früheren Briefen an mich als technisch
unmöglich erklärten, wurde durch die Grabung als richtig erwiesen. Von
irgend einer gewaltsamen Zerstörung hat die Grabung nicht die geringste
Spur ergeben. Verschieden Anzeichen sprechen vielmehr dafür, dass der
Steinbruch in der Zeit des grossen Alemanneneinfalles um das Jahr 26o
n. Chr. verlassen wurde. Fachleute, welche antike Steinbrüche in den Mittelmeerländern vom Augenschein kennen, haben mir die Uebereinstim-
mung bestätigt.
Zu Abschmitt 4. Für Ihre Behauptung, man hätte im 3.Jahrhundert dem
Brunholdisstuhl Architekturstücke zur Befstigung der Rheinkastelle ent-
nommen, fehlt jeder Beweis. Vor allem hätten Sie den Nachweis zu führen,
wo es Rheinkastelle des 3.Jahrhunderts gibt. Der Wissenschaft ist es
jedenfalls noch nicht gelungen, solche festzustellen. Es fehlt auch jeder
Anhaltspunkt für Ihre Behauptung, dass man dem Brunholdisstuhl Architek-
turstücke entnommen hätte. Bei den Ausgrabungen wurde nur zahlreiche z.T
sehr grosse Quadern und ein unfertiges Kapitäl, lauter Dinge wie sie in Steinbrüchen ligen bleiben, gefunden, dagegen kein einziges fertiges Ar- chitekturstück. Weite Kreise, die mir früher nicht glauben wollten, haben
sich jetzt zu der Auffassung bekehrt, dass es sich bei dem Brunholdis-
stuhl um einen Steinbruch handelt. Es ist nicht wahr, dass sich an dem Brunholdisstuhl in den letzten Tagen Spuren gefunden haben, dass im Berg-
innern Hohlräume vorhanden sind. Unverantwortlich ist es, diese nicht er-
wiesenen Hohlräume auch noch in Verbindung mit römischen Kupferbergwerke
zu bringen. Kupfervorkommen an dieser Stelle ist, das hätte Ihnen jeder
Geologe sagen können, vollständig ausgeschlossen. Dass Felszeichnungen
und Inschriften Beziehungen zum Bergbau ergeben, ist absolut unzutref-
fend. Ebenso fehlt jeder Anhaltspunkt dafür, dass Bad-Dürkheim der Sitz
einer römischen Bergbaudirektion war. Kein Philologe wird Ihnen zu-
stimmen, dass der Name Brunold von Bronze abzuleiten ist, ganz abgesehen
davon, dass der Brunoldesstuhl der Dürkheimer Grenzbeschreibung gar nicht
mit unserer Ausgrabungsstätte identisch ist sondern vie weiter südlich
lag. Für einen vorrömischen Kupferbergbau in der Pfalz fehlt jeder Be-
weis. Römischen Kupferbergbau bei Göllheim habe ich selbst erstmalig ver- öffentlicht.
Zu Abschnitt 5. Zu dem letzten Abschnitt habe ich zu bemerken, dass
ich mich als Leiter der Ausgrabungen noch nie bemüht habe, am Brunholdis-
stuhl einen Eingang ins Berginnere zu finden. In Ihren früheren Briefen
an mich, haben Sie prophezeit, dass wir Höhle und Mithrasbild unter dem
einen Sonnenrad mit Stab finden würden. Nachdem diese Felswand bis auf
die Sohle freigelegt ist, und Ihre Prophezeiungen sich nicht erfüllt
haben, verlegen Sie nunmehr Höhle und Mithrasbild in die Mitte des Stein-
bruchs. Wenn sie auch da nicht gefunden werden, werden Sie um einen dritten
Platz sicher auch nicht verlegen sein.
Es ergibt sich also, dass Ihre Aufstellungen in keiner Weise dem
wirklichen Ergebnis der Ausgrabungen entsprechen. Was jedoch die Aus-
grabungen in Wirklichkeit ergen haben, verschweigen Sie.
Bei unserm letzten Zusammensein in Berlin sagten Sie mir, wenn man
Propaganda machen wolle, brauche man es mit der Wahrheit nicht so genau
zu nehmen. Von dem diesem Grundsatz haben Sie in Ihrer Veröffentlichung
weigehendsten Gebrauch gemacht. Mit Wissenschaft hat dies aber nicht das
Mindeste zu tun.
Die Bedeutung des Brunholdisstuhles insbesondere auch durch die
Beziehungen zu einem dort geübten altgermanischen Sonnenkult ist so gross,
dass sie nicht das Hilfsmittel der Unwahrheit bedarf,um in der Wissen-
schaft die ihr gebührende Beachtung zu erringen.
Mit deutschem Gruss und Heil Hitler
gez: Dr.Fr. Sprater.