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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Tafel- und Tischzubehör Museum Schriftgut - Zeitschriften, Hefte [2023/0971]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202306/10095032364.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Vom "Hafenbinder" gekittet

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Description

Vom "Hafenbinder" gekittet

Der Artikel von Wolfgang Knapp in "Die Rheinpfalz" vom 7.8.1993 beschreibt in der Serie "Schatzkammer Heimatmuseum: Kurioses und Alltägliches" eine Fayencenschüssel um 1600.
Die große Schüssel besitzt einen geschwungenen Rand, dem ein gemaltes Ornamentband folgt. Auf der Innenfläche ist ein pfeifenrauchender junger Mann mit großem Hut in einer weiten Landschaft dargestellt.
Das besondere an der Schüssel ist, dass sie in zwei Teile zerbrochen war, durch einen Hafenbinder aber wieder verkittet und mit mehreren Eisenklammern zusammengefügt wurde.

Material/Technique

Papier / geschöpft, bedruckt

Measurements

Höhe: 23,7 cm, Breite: 18,0 cm

Transcript

Original: Deutsch

Samstag, 7. August 1993 Schatzkammer Heimatmuseum Vom „Hafenbinder" gekittet Kurioses und Alltägliches (2): Eine Fayenceschüssel um 1600 Von unserem Mitarbeiter Wolfgang Knapp Gegenstände aus Keramik - davon besitzt das Dürkheimer Heimatmu­- seum besonders besonders viele. Ne­- ben Gebrauchs- und Ziergeschirren aus Steinzeug, Irdenware und Por­- zellan befinden sich auch einige aus Fayence gefertigte Stücke in den Sammlungen. Fayence-Objekte werden bei etwa 1 100 Grad aus naturfarbigem Ton gebrannt, nach dem Erkalten mit ei­- ner wasserundurchlässigen, un­- durchsichtigen, meist weißen Zinn­- glasur überzogen, die bei 900 Grad aufgeschmolzen wird. Farbige Mu­- ster werden vor dem Glasieren mit Scharffeuerfarben aufgetragen oder mit Muffelfarben auf die Glasur ge­- malt. Tonwaren mit gefärbter Blei­- glasur ohne Zinn wurden seit dem 4. Jahrtausend vor Christus in Ägyp­- ten, auch im ägäischen Raum herge­- stellt. Echte Fayence ist etwa seit 500 vor Christus nachweisbar. Durch die Araber verbreitete sich in Spanien die im Orient ausgebildete Lüsterfayence. In Italien, wohin die Technik aus Spanien gekommen war, blühte sie besonders in Faenza - daher ihr Name - und in Urbino. Von dort gelangte sie im 17. und 18. Jahrhundert nach Frankreich, Hol­- land und von Delft aus nach Deutschland. Aus einer Gruppe von Schüsseln soll heute ein Exemplar vorgestellt werden, das aufgrund bestimmter Merkmale eine besondere Aufmerk­- samkeit verdient. Es handelt sich um eine große runde Schüssel mit schräg geriefter Außenwand und ge­- schwungenem Rand aus der Zeit um 1800. Sie ist mit der typischen dicken, glänzenden und undurch­- sichtigen Glasur überzogen. Eine Marke findet sich nicht. Wahr­- scheinlich wurde sie in Frankreich hergestellt. Bemerkenswert ist ei­- nerseits die in blau und schwarz ausgeführte Bemalung. Ein schlich­- tes, dem Rand folgendes Ornament­- band bildet den Rahmen für eine fi­- gürliche Darstellung auf der Schüs­- selinnenfläche: Ein pfeifenrauchen- der junger Mann mit großem Hut und langem spitzem Schnurrbart steht lässig neben einem Stein in ei­- ner weiten flachen Landschaft. Die Darstellungsweise besticht durch einen spontanen und skizzen­- haften Charakter: Mit wenigen da­- hingeworfenen Linien ist das We­- sentliche wiedergegeben. Anderer­- seits muß auf den Erhaltungszu­- stand des Gefäßes verwiesen wer­- den: Obwohl die Schüssel eine Me­- tallöse zum Aufhängen besitzt, zei­- gen zahlreiche kleine Abplatzungen am Rand und Abreibungen der Gla­- sur, daß sie nicht nur als Zierstück diente, sondern auch einem intensi­- ven Gebrauch ausgesetzt war. Dabei ist sie auch in zwei Teile zerbrochen. Dies bedeutet jedoch keineswegs, daß die Schüssel ausge­- dient hatte und weggeworfen wur­- de. Vielmehr kam nun ein besonderer Handwerkszweig zum Zuge: Die sogenannten Hafenbinder, ein den Pfannen- und Kesselflickern ähnli­- ches Handwerk, kümmerten sich um die Reparatur beschädigter Kera- mik. Ein solcher muß es wohl gewe­- sen sein, der beide Hälften wieder exakt aneinanderfügte, verkittete und mittels mehrerer in Bohrlö­- chern verankerter Eisenklammern dauerhaft miteinander verband. So kam es, daß die Schüssel auch die Folgezeit unbeschadet bis zum heu­- tigen Tage überstand und die Dürk­- heimer Sammlung von Fayence­- schüsseln um ein interessantes Stück bereichert. Bei 1100 Grad ging sie durchs Feuer: eine Schüssel aus Fayence. (Foto: moni)
Map
Written Written
1993
Knapp, Wolfgang
Bad Dürkheim
Printed Printed
1993
Die Rheinpfalz
Ludwigshafen
[Relation to time] [Relation to time]
1600
1599 1995
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Object from: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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