Dass de Fioris „Schreitender“ erhalten blieb und den Krieg unbeschadet überstanden hat, ist seinem Hersteller zu verdanken, dem Berliner Steingießer Alfred Jonas. Er hatte die Plastik im Auftrag des Künstlers für ein Berliner Theater angefertigt, das sie aufgrund finanzieller Schwierigkeiten aber nicht bezahlen konnte. Möglicherweise handelte es sich um das Deutsche Theater, das Anfang der 1930er-Jahre Konkurs anmelden musste. Als de Fiori 1936 Deutschland in Richtung Brasilien verließ, stand die Figur noch immer in der Steingießerei. Jonas erfuhr 1947 vom Tod des Bildhauers. Seine Nachfrage bei dessen Bruder, was mit der Plastik nun geschehen solle, blieb unbeantwortet, sodass er sie schließlich an den Berliner Magistrat abgab. Für Materialkosten, jahrelange Aufbewahrung und bombensichere Unterbringung stellte er 1.000 DM in Rechnung (vgl. die Korrespondenz zwischen Jonas und Adolf Jannasch, Landesarchiv Berlin, B Rep. 014-1445). Die Plastik gehört zu einer Serie schreitender Figuren, die de Fiori zu Beginn der 1920er-Jahre entworfen hatte und in unterschiedlichen Materialen ausführen ließ. Wie viele Zeitgenossen experimentierte er neben Holz und Gips unter anderem mit Zement, der gegenüber der vom Kunstmarkt favorisierten Bronze erheblich günstiger zu erhalten war. Direktor Adolf Jannasch erwarb die auch als „Rekrut“ bezeichnete Figur 1949 im Auftrag des Magistrats für die in West-Berlin neu gegründete „Galerie des 20. Jahrhunderts“, deren Sammlung sich heute zu großen Teilen in der Nationalgalerie befindet. | Sven Haase
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