Die tapsige Bewegung, der fixierende Blick und das assoziative kindliche Greifen sowie die Modellierung des Kinderkopfes verweisen auf die von Lewin-Funcke gestalteten sogenannten Charakterpuppen, die eine genaue Kenntnis kindlicher Formen und kindlichen Verhaltens bezeugen. Lewin-Funckes in Porzellan ausgeführte Charakterköpfe von Kindern entstanden seit 1908; sie dienten der im thüringischen Waltershausen ansässigen Firma Kämmer & Reinhardt als Modelle zur Produktion ihrer ausdrucksstarken und lebensnahen Puppen. Möglicherweise suchte der Künstler, von diesem Erfolg beflügelt, nach einer Übertragung in die freie Plastik. Ähnliche Motive finden sich in seinem Werk mehrfach. Künstlerisch ist die Figur der „Bambina“ eng verwandt mit den Kinderdarstellungen August Kraus’ („Ein Knabe und ein Mädchen in Lebensgröße“, B I 334 a, und „Sich bückender Knabe“, B I 334 b), der wie Lovis Corinth und Max Slevogt in der von Lewin-Funcke betriebenen Kunstschule, den Studien-Ateliers für Malerei und Plastik in Berlin-Charlottenburg, unterrichtete. Der Titel des Werkes lautet gelegentlich auch „Laufendes Kind“, doch das handschriftliche Werkverzeichnis des Künstlers (Arthur Lewin-Funcke, Meine Arbeiten, undatiert, Nachlass / Privat-Archiv Lewin-Funcke) gibt die verbindliche Bezeichnung „Bambina“ an. Dort ist auch die korrekte Datierung des Entwurfs – Januar/Februar 1911 – notiert. Ein weiteres Exemplar der Statuette, das sich heute in Marburger Privatbesitz bei den Erben des Künstlers befindet, wurde im August 1922 durch die Gießerei Wollenberg in Berlin hergestellt. | Yvette Deseyve und Bernhard Maaz
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