Das Relief ist eine abstrakte Komposition aus geometrischen Grundformen, deren spannungsreiche Wirkung vor allem auf den starken Kontrasten der Materialien Holz und Glas beruht. Drei flache Leisten, zwei davon mit deutlicher Maserung, sind auf eine hell bemalte Fläche genagelt. Sie tragen eine grüne Glasplatte, die trotz ihrer Transparenz und Zerbrechlichkeit dem Werk Stabilität und Ruhe verleiht. Die vorderste Ebene bildet eine kreisrunde Glasscheibe, die auf einen quadratischen Klotz geschraubt ist. Sie ragt über den Bildträger hinaus, scheint zu schweben und tatsächlich beweglich zu sein. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die diagonal gesetzte schwarze Leiste, die hinter der Drehscheibe Assoziationen an einen Hebel weckt. Sie schließt die dunkle Fläche rechts unten nach oben ab und bringt Dynamik in das fein austarierte Gleichgewicht der Komposition. Wie viele Materialbilder von Schwitters verleugnet auch dieses Werk in seiner rohen Körperlichkeit nicht seine handwerkliche Entstehung und die Gebrauchsspuren der meist vorgefundenen Materialien. Kennzeichnend für den Merzkünstler (vgl. „MERZ 1926,8“, B 849) ist die Kombination von Malerei und Gegenständen. Hier intensivieren die lichtdurchlässigen und zugleich reflektierenden Glasscheiben die räumliche Wirkung des Reliefs. Schwitters’ Selbstverständnis als moderner Künstler kommt in der Anekdote zum Ausdruck, nach der er sich mit dem Satz „Ich bin Maler, ich nagle meine Bilder“ vorgestellt haben soll (Raoul Hausmann, Kurt Schwitters wird MERZ, 1972, in: Karl Riha und Günter Kämpf [Hrsg.], Am Anfang war Dada, Gießen 1980, S. 63). | Isabel Schulz
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