Erste Studien zu dieser Holzskulptur entstanden bereits 1921: das Tonmodell und der Bronzeguss „Lesende Mönche I (Unterweisung)“ (WVZ Laur 2006, 317, 318). Der rechte, ältere Mönch überragt darin den jüngeren Buchleser beträchtlich, er leitet ihn an. Noch im selben Jahr formte Barlach eine der späteren Ausführung nahekommende Gruppe: „Lesende Mönche II (Die Buchleser)“ (WVZ Laur 2006, 319, 320), die der Galerist Alfred Flechtheim 1930 in sein Gussprogramm aufnahm. 1930 entstand mit dem „Lesenden Klosterschüler“ (WVZ Laur 2006, 463) die streng komponierte Figur eines jungen, ruhig und konzentriert die Schrift Studierenden. Vielleicht davon angeregt setzte Barlach bei der Neuaufnahme der Gruppe 1932 die beiden Figuren in ein anderes Verhältnis zueinander. Es entstand ein neuer Modellgips, der noch im selben Jahr in Bronze ausgeführt wurde (WVZ Laur 2006, 527, 528). Die vergrößerte Version desselben Jahres in Holz erwarb die Nationalgalerie 1934 im Tausch mit Zuzahlung gegen das Holzrelief „Der Apostel“ (WVZ Laur 2006, 381). In der Figurengruppe haben sich die Rollen der beiden Leser gewandelt: Nun sitzt der jüngere Mönch, der das Buch hält, aufrechter, er wirkt intellektueller, aber auch bewegter. Der ältere, fülligere, jetzt eher mitlesende Mönch scheint bemüht, bleibt jedoch in sich befangen, wie nicht nur der Gesichtsausdruck, sondern auch die Schüsselfalten seines Gewandes vermitteln. | Angelika Wesenberg
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