Die Gruppe von drei bärtigen, in lange wallende Gewänder gehüllten Männern, die im Schatten zweier einander zugewandten Kiefern, aus Keramikbechern Tee trinkt, erscheint wie eine Illustration der japanischen Vorstellungen vom chinesischen Gelehrtenideal. Sich frei von gesellschaftlichen Verpflichtungen und materiellen Nöten, dem Genuss der Natur, den einfachen Freuden des Lebens wie der Suche nach klarem Wasser in den Bergen, dem Trinken von Tee und der Kultivierung von Stil und Geschmack hingeben zu können, muss den japanischen Malern des 18. Jahrhunderts und ihren Auftraggebern, die solche sinophilen Visionen formulierten, überaus verlockend erschienen sein. Der Maler Yosa Buson war selbst ein prototypischer und extrem produktiver Vertreter dieser neuen Gelehrtenkultur. Er pflegte als Dichter und Lehrer sowohl die japanische Gedichtform des Haikai wie auch die chinesische Lyrik und Prosa und propagierte in Versen, Briefen und Reiseaufzeichnungen nicht nur die Ideale Natürlichkeit und Gelassenheit sondern auch sein Selbstbild als wandernder, in vielen Künsten beschlagener Literatus. Neben abbrevierten skizzenartigen Illustrationen zu seinen Haikai-Gedichten hat er auch ein umfangreiches malerisches Werk im Stil der Gelehrtenmalerei hinterlassen. Aufgrund der Signatur und Kombination der Siegel wird dieses Werk von japanischen Spezialisten in die siebte Dekade des 18. Jahrhunderts datiert.
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