Diese Herrenweste vom Beginn des 19. Jahrhunderts wurde 1913 von einem Gutsbesitzer aus Brunau erworben.
Das Obermaterial ist ein blauer Seidensatin mit lancierten* Streublumen. Das Futter der Vorderteile besteht aus Leinen, der Rücken ist vollständig aus Leinen gearbeitet.
Die Weste besitzt vorn zwei 15 cm breite, eingeschnittene Leinentaschen mit 3,5 cm breiten Patten. Der Verschluss erfolgt vorn mit 18 Halbkugelknöpfen aus Messing, die Knopflöcher sind mit einem grünen Wollfaden umstochen.
Die Weste besaß ursprünglich einen 9 cm hohen Stehkragen. Dieser ist auf einer Höhe von 3,5 cm innen am Rand mit Seide belegt, ansonsten mit Leinen. Die Kragenecken sowie die oberen sechs Knöpfe und Knopflöcher sind ebenfalls mit Seide hinterlegt. Die Weste hat weit zurückgezogene Seitennähte.
Veränderungen: die Weste war ursprünglich hinten offen und wurde geschnürt, die Löcher sind noch erkennbar. Sie wurde in diesem Bereich aber später mit der Hand zusammengenäht, wobei die Naht seitlich der hinteren Mitte hergestellt wurde. Die Seitennähte wurden geöffnet und mit der Maschine wieder zusammengenäht, jedoch fast auf der ursprünglichen Naht (nicht geweitet), der Kragen wurde um ca. 2,5 cm umgeklappt und angeheftet, der Rand mit Schlingstichen gesichert, einige Knopflöcher wurden mit grünem Faden überstochen.
* Lanciert / "lancé découpé": Gewebe mit Musterschüssen, die von Webekante zu Webekante geführt wurden, d. h. der Schussfaden wurde von Rand zu Rand eingetragen und die auf der Rückseite flottierenden Fäden herausgeschnitten, um das Gewicht zu verringern. Ein solches Gewebe ist z. B. an den auf der Rückseite zwischen der Musterung flottierenden Fäden erkennbar. (Gegenteil: broschiert)
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