Aufnahme eines unbekannten Fotografen, 1892. Reproduktion der Zeichnung eines unidentifizierten Künstlers, 1892
(Kabinettfoto)
Gotische Backstein-Hallenkirche mit Umgangschor. Im Süden angebaut: Marienkapelle mit blendengeschmücktem Staffelgiebel. Am Chor ein (nicht mehr existierender) Fachwerkanbau, der als Wohnung des Kirchendieners genutzt wurde, daher am Chor der zugehörige Außenschornstein mit Rauchentwicklung. Die Perspektive ist an sich fiktiv, da sie sich dem Betrachter so nicht bot, denn ein freier Blick auf die Kirche war und ist von Süden durch einen benachbarten (sehr alten) Fachwerk-Häuserblock unmöglich. Dies gab dem Zeichner offenbar den Anlass für sein Werk, denn ein Fotograf hätte nicht tätig werden können.
Die wohl von einem lokal ansässigen Laienkünstler stammende Zeichnung diente zeitgenössisch auch als Vorlage für eine (mit wenigen Farben kolorierte) Ansichtskarte des Wusterhausener Verlages Hermann Knöller, der in den 1890er-Jahren nachweisbar ist. Diese Ansichtskarte lässt jedoch keine Rückschlüsse auf den Zeichner zu. Sie ist betitelt "Gruss aus Wusterhausen-Dosse. / Kirche." und trägt am linken Rand nur den aufgedruckten Verlegernamen: "Verlag: H. Knöller Wusterhausen-Dosse." (Ein Exemplar besitzt das Wegemuseum Wusterhausen/Dosse.) In der Wiedergabe auf der Ansichtskarte fehlen die an den Ecken der Fotografie erkennbaren abgerundeten, teilweise transparenten Abdeckungen, dort sind die Eckbereiche der Zeichnung ungestört sichtbar. Vielleicht handelt es sich in der fotogafischen Reproduktion um Spuren eines runden Passepartout, der zum Fotografieren abgenommen wurde.
Provenienz: Erworben 1990 im Trödelhandel in Berlin.