Kelch aus farblosem Glas, steil ansteigender Fuß, angesetzt ein Schaft aus gekehltem Nodus, gedrehtem Knaufbaluster und Ringscheibe über Kehlung. Die trichterförmige Kuppa ist mit einem umlaufenden Dekor aus geblänkten Kugelungen dekoriert, die das Zentrum von Blumen darstellen sollen, deren Blütenblätter in Mattschnitt ergänzt wurden, wie auch Stängel, Blätter und Ranken. Der Dekor wird beidseitig von einer mattgeschnittenenFiederblattbordüre gerahmt, Mündungsrand verwärmt.
Das Glas gehört zum Altbestand und soll aus der Potsdamer Glashütte aus der Zeit des Großen Kurfürsten stammen. Tatsächlich ist eine brandenburgische Provenienz dieses Trichterpokals aus der Zeit vor 1700 gut denkbar (vgl. Dekor und Fußgestaltung bei Poser, Berliner Becher, 2017; Fischer, Gläserne Pracht, 2011, Kat. 98, S. 83). Neben der Hofglashütte in Potsdam kommen die Hütten in Pinnow und Zerpenschleuse als Hersteller infrage, die ebenfalls reines "Kristallglas" herstellen konnten. Ähnliche Gläser entstanden zeitgleich in Böhmen (vgl. Wierzchucka/Kügler, Barockes Glas, 2016, Kat. 20, S. 46; Rückert, Die Glassammlung des Bayerischen Nationalmuseums, Bd. 2, 1982, Kat. 610). Möglicherweise gestalteten immigrierte böhmische Glasmacher diesen Gastyp. Eine zweifelsfreie Verortung ist nicht machbar. [Verena Wasmuth]
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