Die Darstellung lebloser Gegenstände als Symbole der Vergänglichkeit war in der Malerei des Barock ein populäres Motiv. Der Totenkopf, Sinnbild des Endes aller irdischen Existenz wurde als Requisite häufig verwendet.
Wir finden ihn auf den Bildern von Jan Davidszoon de Heem (1606-1683) , Pieter Claesz (1596-1661), Willem de Poorter oder Adrian van Utrecht (1599-1652). Dieses Subgenre kennen wir heute als Vanitas-Stillleben (Vanitas lat.: Leere, Eitelkeit, Vergänglichkeit, Nichtigkeit).
Seinen Höhepunkt erreichte es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und reflektierte die Ängste einer von Religionskriegen und Pestepidemien heimgesuchten Gesellschaft. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 und in den darauf folgenden Jahren wiederkehrender Stabilität verlor das Motiv an Bedeutung.
Das Gemälde der Sammlung entstand um das Jahr 1800. Die traditionelle Vanitas-Kombination von Totenschädel und Büchern wird hier um zwei kleine Glasfläschchen und eine schwere Steinschlosspistole erweitert.
Die Darstellung des an der Buchkante balancierenden Schädels wirkt etwas ungeschickt. Nicht umsonst bevorzugten die barocken Vorbilder Schädel ohne Unterkiefer, die sich viel vorteilhafter und stabiler im Bild platzieren ließen. Auch Lichtführung und Komposition sind im Vergleich deutlich weniger effektvoll. Die Entstehungszeit gibt Anlass zu der Vermutung, dass es sich um einen epigonalen Wiederbelebungsversuch handelt. Goethes "Werther" war das Buch der Stunde, Todessehnsucht und Weltflucht Teil der frühromantischen Gefühlswelt.
Das Vanitas-Gefühl des Barock jedoch gründete auf konkreten Ängsten als Kehrseite sinnlicher Lebensfreude; die romantische Todessehnsucht entsprang der Entfremdung des Individuums zu seiner gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit. Der Kulturhistoriker Egon Friedell bezeichnet die Romantik daher ein wenig ungnädig als "kraftlose Imitation der Barocke".
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