Das Lebensgefühl im Europa des ausgehenden 19. Jahrhunderts war geprägt von naturwissenschaftlich und technologisch befeuerter Aufbruchseuphorie, aber auch von Zukunftsangst und Endzeitstimmung. Dieses kulturelle Spannungsverhältnis inspirierte die künstlerische Strömung des Fin de Siècle, die den Niedergang der alten Welt und die Vergänglichkeit der Zivilisationen zum Ausdruck brachte.
Arnold Böcklin schuf mit seiner „Toteninsel“ das vermutlich bekannteste Werk dieser Epoche. Reproduktionen des düsteren Gemäldes hingen in bürgerlichen Salons, Kaiser Wilhelm II. besaß eine Originalversion, ebenso später Adolf Hitler.
Böcklin malte zwischen 1880 und 1886 fünf Versionen der „Toteninsel“. Das Exemplar der Sammlung entstand als Kopie um die Jahrhundertwende. Die Signatur „F. Emilius“ lässt sich bisher keinem bekannten Künstler zuordnen. Die mit groben Steinquadern gemauerte und von Löwenfiguren bewachte Hafeneinfahrt, die kleine Felsengruppe im Meer auf der linken Seite und das Rundbogenfenster an der westlichen Felswand verweisen auf die fünfte Version von 1886 als Vorlage (ebenso der inzwischen dunkelhäutige Ruderer). Pflichtbewusst wurde auch Böcklins Signatur „A.B." über der Grabkammer in der östlichen Felswand wiedergegeben.
Ungeachtet der düsteren Farbgebung eignet der Kopie mit ihrem honigfarbenen Fels und den blaugrünen Wasser- und Wolkenpartien doch etwas freundlich Mediterranes, ganz im Gegensatz zur fahlen Morbidität des Originals.
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