Die Bronzeskulptur zeigt auf einem Marmorsockel eine reitende Frauenfigur, die sich mit einer Hand in der Mähne ihres Pferdes festhält und mit der rechten Hand weit zurückgelehnt zu einem Speerwurf ausholt. Der muskulöse, athletische Körper tritt in der angespannten Haltung deutlich hervor. Die Figur ist unbekleidet, sie reitet ohne Sattel. Speer und antiker Helm weisen sie als kriegerische Amazone aus.
Frauen, ob reale oder mythologische, haben Franz von Stuck besonders fasziniert und werden in vielen seiner Werke thematisiert. Die Amazone ist eine Gestalt aus der griechischen Mythologie. Sie gehört zum sagenhaften kriegerischen Frauenvolk der Amazonen, das zu Pferd, mit Pfeil und Bogen ausgerüstet in zahlreiche Schlachten der Antike zog. Die Amazone Franz von Stucks zeigt deutlich den Einfluss antiker Kunst. Der Künstler interpretiert die antike Gestalt aber ganz auf seine Weise, indem er ihr eine starke erotische Ausstrahlung verleiht – ein Merkmal, das für fast alle weiblichen Darstellungen des Künstlers gilt. Die Figur versinnbildlicht Eros, Kampf und Schönheit zugleich. Ihr Gegenstück ist die Bronzefigur des verwundeten Kentaurs (Inv.-Nr. 0787), ein mythologisches Mischwesen aus der griechischen Mythologie - halb Mensch, halb Pferd -, das getroffen zurückweicht und klagend nach seiner tödlichen Wunde greift.
Franz von Stuck entwarf die Bronzefigur der Amazone im Jahre 1897. 1912/13 führte er die speerschleudernde Amazone noch einmal als lebensgroße Figur aus. Ein Abguss der großen Skulptur befindet sich heute vor der Villa Stuck in München.
(Text: Gabrielle Koller)
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