Das kopernikanische Weltbild war eine Revolution: Die Sonne wurde als Zentrum des Universums erkannt, um die sich Erde bewegte. Zahlreiche Modelle widmeten sich der verkleinerten Darstellung dieser Vorgänge. Besonders aufwändig und opulent wurde es in Gestalt dieses Telluriums gefertigt, das die Lincks als "Weltsystem" in ihrer Sammlung führten.
Hergestellt wurde das wertvolle wissenschaftliche Gerät in der Amsterdamer Werkstatt des Willem Janszoon Blaeu (gestorben 1638), der sich hier zunächst einen Namen als Hersteller von Erd- und Himmelsgloben machte. Die Sternenkarte im Waldenburger Tellurium wurde nachweislich im Jahr 1650 erstellt. Der Zeitpunkt der Fertigstellung fällt aber wohl erst in das Jahr 1690: Die Karte auf dem kleinen Erdglobus trägt eine Kartusche mit der Signatur des Amsterdamer Kupferstechers Johannes de Ram (1647-1693). Er hatte 1689 den restlichen Bestand aus der Werkstatt Blaeus aufgekauft und vermutlich kurz danach um den in seiner Werkstatt hergestellten Erdglobus ergänzt.
Heute existieren lediglich vier weitere Tellurien, namentlich im Niederländischen Schifffahrtsmuseums in Amsterdam , der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und im Astronomisch-Physikalischen Kabinett in Kassel, die jeweils eine einfache mit der Hand zu betreibende Mechanik besitzen. Dagegen besitzen das Tellurium im Stadtmuseum Bautzen und das Waldenburger Tellurium einen Uhrenmechanismus, der die Bewegung der Erde um die Sonne selbsttätig realisiert. Als einziges dieser Tellurien verfügt das Waldenburger Exemplar über das originale Gehäuse.
Belegt im Linck-Index III. (1787), S. 127, Nr. 359: "Systema mundi, Ein Weltsystem, worauf die Sonne und Erdkugel befindlich, welche in 24 Stunden um die Sonne läuft, und wodurch man sehr begreiflich beobachten kann, wie die kurzen und langen Tage, auch Tag und Nacht entstehen."
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