Karl Ritter (1888-1977) war ein Multitalent: Fliegerpionier, Grafiker, Illustrator, Drehbuchautor und Filmproduzent.
Sein filmisches Werk umfasst Komödien, aber auch mehrere nationalsozialistische Propagandafilme.
In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er als Illustrator für die Zeitschrift "Der Orchideengarten", die mit ihrer Ausrichtung auf Phantastik und Erotik heute als weltweit erstes Fantasy-Magazin gilt. Die Lithographie "Predigt des Schmerzes" entstand um 1930. Die allegorische Darstellung zeigt den Schmerz als hoch aufragende dürre Clownsgestalt mit weit ausgebreiteten Armen. Zu seinen Füßen sind Menschen versammelt, deren Körpersprache und Mimik verschiedenste Formen des Leidens zum Ausdruck bringen. Auffälligerweise handelt es sich dabei durchweg um Frauen.
Der Bildaufbau ähnelt dem einer Kreuzigungsgruppe, deren Bedeutung sich hier auf verstörende Weise verkehrt. Was die Schmerzgestalt auf die Menschen herab beschwört, ist das Gegenteil von Erlösung.
Titel und Signatur stehen auf dem Passepartout unter dem Bild.
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