Silvia Sinhas Farbfotografie zeigt eine ursprünglich erhaltene, noch nicht modernisierte Brandwand in Friedenau. Durch den nahen Bildausschnitt, der keine Rückschlüsse auf das Gebäude oder die Umgebung zulässt, hebt sie das Motiv auf eine abstrahierende Ebene. Wie die Jahresringe eines Baumes zeichnen sich Umrisse einstiger Gebäude auf dem nackten Backstein ab. In einer informellen Serie, die die Künstlerin unter dem Schlagwort „Brandwände“ zusammenfasst, dokumentiert sie zahlreiche dieser kargen Hauswände. Diese prägten insbesondere in der Nachkriegszeit das Stadtbild, nachdem aneinander angrenzende Gebäude durch Bombenangriffe dem Abriss geweiht waren. Sie werden Brandwände genannt, weil sie dafür konzipiert wurden, das Übergreifen von Bränden von einem Haus auf das nächste zu verhindern. Mittlerweile verschwindet der Anblick dieser Brachen aus dem Stadtbild, weil die Baulücken sich schließen. Die 1960 geborene Fotografin Silvia Sinha verfolgt in ihrem Werk zumeist einen seriellen Ansatz. Ihr Interesse gilt dabei der fotografischen Dekonstruktion architektonischer Räume und der Sichtbarmachung von Zeitlichkeit.
hu